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Segeltörn Korsika August 21 - Erfahrungsbericht

  geschrieben von Kerstin Neubauer

Fantastische Vielfalt & formidable Felsformationen

"Korsika hat den Namen „Insel der Schönheit“ ganz ohne jeden Zweifel verdient. Es bietet eine unübertroffene Vielfalt an Landschaften, Freizeitaktivitäten in der Natur, paradiesischen Stränden sowie ein reiches Kulturerbe und altüberlieferte Traditionen. Wer einmal auf Korsika war, möchte immer wieder dorthin zurückkehren!"

So steht es zumindest im Reiseführer und ich denke, ob es nicht etwas zu dick aufgetragen ist. Ist es dem Urlaub nicht immanent, dass man - sofern die Ferien einigermaßen den Erwartungen entsprachen - gern wieder zurückkehren möchte? Wie zutreffend diese zugegebenermaßen recht prosaische Lobeshymne auf die viertgrößte Insel des Mittelmeeres ist, sollte ich nicht nur bald selbst feststellen, sondern rasch selbst in die Laudatio einsteigen.

 

Korsika ist unfassbar vielfältig. Ein Urlaub reicht bei Weitem nicht aus, um die Schönheiten der Insel zu entdecken.

Korsika hat jede Menge Kontraste

Korsika hat unzählige Facetten. Rau, wild ungezähmt, das ist eine Seite. Sanft, betörend, voller Überraschungen die andere. Korsika ist an Kontrasten kaum zu überbieten. Schroffe Steilküste wechselt sich kurzerhand mit betörenden Badebuchten ab, die frischen Temperaturen im Gebirge schlagen im Tal in heißes mediterranes Klima um, in fröhlich-bunten Cafés überraschen exklusive Köstlichkeiten.

Die Korsen sind wie ihr Land. Sie sind sehr natürlich, freundlich, hilfsbereit und zugewandt. Doch auch stolz, stur, wahnsinnig selbstbewusst und freiheitsliebend. Ihr Streben nach Unabhängigkeit ist in gewisser Weise nachvollziehbar. Hier gibt es alles, was man zum Leben braucht. Korsika ist ein eigener kleiner Kosmos, der von den Touristen einmal abgesehen, nicht viel von außen benötigt - von der Grande Nation schon gar nicht. Eher brauchen die Festland-Franzosen Korsika, denn 80% der Touristen sind französisch. Die Küste ist unverbaut und naturbelassen. Bettenburgen und Hotelbunker sucht man hier vergebens. So reiht sich eine wundervolle Bucht an die andere. Auch Jet-set-Tourismus, wie an der angrenzen Costa Smeralda auf der italienischen Insel Sardinien, gibt es hier (gottlob!) nicht. Es würde auch so gar nicht zu den naturverbundenen Insulanern passen. Korsika ist nach meinem persönlichen Dafürhalten insgesamt schöner als Sardinien, behält dies jedoch mit Stolz für sich. Prahlerei und Glitzer wie in Porto Cervo wird man auf Korsika vergebens suchen. Korsika fehlt das Mondäne, das der Nachbarinsel Sardinien anhaftet, ohne dass es hier jemand vermisst.

Korsika ist eigensinnig, ungestüm & aufregend

Alles an Korsika ist eigensinnig, ungestüm und aufregend. Irgendwie hat man zu jeder Zeit das Gefühl, gleich passiert etwas Erstaunliches. Das trifft auf die allgegenwertigen Felsen wie auch auf das Meer und den Wind zu, der von den hohen Bergen stark beeinflusst wird. Wie wir selbst mehrfach erfahren. Wenn Äolus der Gott des Windes ist, der das Mittelmeer beherrscht, dann ist er auf Korsika hingegen nicht zu Hause. Hier wohnt sein störrischer, abtrünniger Cousin, der sich ungern vorschreiben lässt, was er zu tun hat.

Propriano

Propriano ist ein nettes kleines Hafenstädtchen, wobei sich das Wesentliche auf die Straße hinter dem gut ausgebauten und geräumigen Hafen beschränkt. Hier sind die Geschäfte, die Cafés, Restaurants und Bars. Die Außenterrassen der Lokale sind auf der gegenüberliegenden Straßenseite angesiedelt, so dass man ständig einen Kellner oder eine Kellnerin mit vollem Tablett über die Straße flitzen sieht. Die Autofahrer haben anzuhalten: Die Verkostung hat stets Vorfahrt. Sehr sympathisch! Bei unserer Ankunft ist es entgegen des sonst am üblichen Übergabesamstag hektischen Rummels fast schon gespenstisch still. Ein Blick auf die an der Tür des Office von Kiriacoulis angeschlagenen Bürozeiten zeigt: Mittagspause von 12.30h bis 13.30h. Es ist 13h. Also gut, warten wir halt. Auch in puncto Zeitrechnung sind die Korsen eigen. Ab 14h erwachen die Pontons allmählich wieder zum Leben und wir können dann im Büro zügig und professionell den Checkin machen. Während die Crew einkauft unterhalte ich mich mit der freundlichen Kiriacoulis Dame. Wie gesagt, es ist Übergabesamstag, aber Hektik kommt immer noch nicht auf. Meine Vermutung: Ob sich ein Korse in Stress versetzt, bestimmt der Korse und nicht der äußere Umstand. 

Auf meine Frage, ob sie eine Empfehlung hätte, die wir in der einen Woche keinesfalls versäumen sollten, antwortet sie: "Stay away from rockets." Aha, denke ich bei mir. Erstens hatte ich nicht vor gegen einen Felsen zu fahren und zweitens dachte ich eher an eine geheime Ankerbucht oder ein tolles Restaurant oder so. "No, no seriously!" Die Dame insisitiert: "Man sieht sie nicht und sie sind in den Karten und auf dem GPS nicht alle eingezeichnet. Jede Menge Unterwasserfelsen! Haufenweise und überall. Siehst Du einen Stein aus dem Wasser ragen, fahre in einem möglichst weiten Bogen um ihn herum - oder ankere weit genug von ihm weg -, da mit Sicherheit drumherum Steine liegen, die man nicht oder zu spät sieht."

Ein Labyrinth aus Steinen

Hui, scheint ja wirklich kein Spaß zu sein im "Labyrinth der Steine" wie ein befreundeter Skipper Korsika mal genannt hat. Aus dem Törnführer habe ich bereits die Goldene Regel für die Buchten verinnerlicht: Raus wie rein! Hat man sich in die Bucht um die Felsen drumherum hineingezirkelt, dann sollte man tunlichst auf exakt demselben Weg wieder hinausfahren. Der GPS Plotter machts möglich.

Yacht in der Ferne nebenrotem Felsen im Sonnenuntergang.
Goldene Regel für die Buchten: Raus wie rein! Hat man sich in die Bucht um die Felsen hineingezirkelt, dann sollte man auf exakt demselben Weg wieder hinausfahren.

Doch noch bin ich nicht in der Bucht, sondern stehe vor dem Büro von Kiriacoulis und trinke Kaffee mit der Dame vom Office. Sie zeigt auf eine Yacht. "Frisch repariert", erzählt sie. "Vor zwei Wochen startete eine Crew fröhlich nach dem Early-Checkin. Rein in die Bucht, Badespaß, Ankommen, Urlaubsfreude. Was man halt so macht als Charterurlauber. Die Euphorie war zwei Stunden später beendet, als sie unbeschwert aus der Bucht herausfuhren, nicht auf die Unterwasserfelsen achtend, die nicht auf dem GPS zu sehen sind, und rumms. Die Bombe unter Schiff so stark beschädigt, dass keine Weiterfahrt mehr möglich war. Urlaub beendet." Na toll.

Weniger toll ist, dass wir ewig auf die Übergabe warten. Zwar dürfen wir schon an Bord und können alles verräumen, aber der offizielle Übergabeakt zieht sich hin. Der Basemanager ist allein für acht Yachten zuständig, mit ihm möchte ich auch nicht tauschen, würde wohl aber empfehlen, die Pausenzeiten am Übergabesamstag zu reflektieren. Irgendwie schaffen wir es dann doch noch um 18.30h abzulegen. Schließlich wollen raus aus dem Hafen, wenigstens die 6sm um die Ecke nach Campomoro, um dort zu übernachten.

Campomoro

Es ist gar kein Wind, so dass das Ankern in der tiefen Bucht schnell passiert und die erste Nacht auch wunderbar ruhig ist. Die Kiriacoulis Dame hatte mir beim Ratsch vor der Tür nicht nur Warnungen, sondern tatsächlich noch ein Geheimnis verraten, das ich aber noch nicht der Crew weitergegeben habe. In Campomoro gibt es eine Besonderheit und ich bin gespannt, ob die Überraschung am nächsten morgen gelingen wird.

Sie gelingt!
Wir sind gerade mit dem Frühstück fertig, da sehe ich die typischen Bewegungen im ruhigen Wasser: Delfine! In der Bucht! Delfine zu sehen, ist ja immer wieder schön. Ich glaube, jeder Segler freut sich immer wieder, wenn die die freundlichen Meeressäuger ein wenig mitschwimmen. Aber in der Bucht ist es nochmal ein anderes Erlebnis. Grund dafür, dass die Tiere herkommen ist ein Loch in der Fischfutterfarm, die hier in der Bucht festgemacht ist. So kommen die Delfine nahezu täglich hierher, um sich ordentlich satt zu essen. Sie lassen sich von den herbeieilenden Schwimmern, Kajak-Fahrern und Stand-up-Paddlern gar nicht irritieren. Ein schöner, friedlicher Moment.

Anse de Figari

Wir reißen uns los und lichten den Anker. Wir wollen es ein gutes Stück südwärts schaffen. Für Montag sind 7bft angesagt, da haben wir in Bonifacio reserviert. Das hatten wir ohnehin auf der Agenda und die Vorhersage hat uns die Entscheidung abegenommen, wann wir den Besuch machen. Aber wer weiß, welche Capriolen das Wetter schlägt und so wollen wir bereits ein gutes Stück des Weges schaffen. Und das gelingt mühelos. Ein herrlicher Wind weht mit guten 4 - 5 bft aus West und schiebt uns gemütlich voran bis zur Anse de Figari. Kaum haben wir den Wind nicht mehr von hinten, merken wir deutlich, dass es doch ganz ordentlich bläst.

Vier Yachten im Sonnenuntergang vor roten Felsen
Die Anse de Figari ist eine große, geräumige Bucht mit ausgezeichnetem Ankergrund und ein beliebter Spot für Wind- und Kite-Surfer.

Das tut es weiterhin in der Bucht und so muss das Badevergnügen leider ausfallen. Dafür bieten etliche Wind- und Kitsurfer eine grandiose Show. Immer wieder brettern sie in atemberaubenden Tempo durch die Bucht. Am Abend haben wir Blutmond und dieser taucht die Bucht in eine mystische Stimmung. Auch in der Nacht weht es weiterhin kräftig. Aber es gibt weder Wellen noch Schwell, die den Ankern in Bedrängnis bringen könnten. Der sandige Untergrund gibt exzellenten Halt.

Bonifacio

Steilküste mit Leuchtturm in der Einfahrt vom Hafen Bonifacio.
Die ohnehin enge, uneinsichtige und unangenehme Einfahrt ist bei dem Wind und den Wellen abenteuerlich. Die Fahrt im engen Fjord entlang der hellen Felsen ist wunderschön.

Als wir am Morgen aus der Bucht kommen, empfangen uns bereits die ungemütlich Wellen, die sich über Nacht auf dem offenen Meer gebildet haben.
Wir haben es glücklicherweise nicht mehr weit, nehmen Kurs auf Bonifacio und laufen Wind und Welle einfach ab. Es weht schon deutlich stärker als angesagt. Eigentlich soll es ab 14h soll es richtig losgehen, aber jetzt ist es bereits äußerst ungemütlich. Wir wollen schnellstmöglich ankommen und uns verräumen. Mit der Idee sind wir nicht allein. Die ohnehin enge, uneinsichtige und unangenehme Einfahrt ist bei dem Wind und den Wellen abenteuerlich. Einmal drin, wird wenigstens das Wasser sehr viel ruhiger und wir bestaunen den engen Fjord. Es ist wunderschön, hier entlang zu fahren.

Viele verschiedene Boote in der Einfahrt von Bonifacio.
Der große Betrieb in der Einfahrt zum Hafen in Bonifacio kitzelt die Nerven, ist aber nicht gefährlich.

Daran ändert auch der Betrieb nichts, der in der Fahrrinne herrscht. Weiter hinten tummeln sich Luxusyachten mit Crew, klobige Katamarane und kleine Charteryachten wir unsere Oceanis 41.1 im Becken des Fähranlegers und warten auf Einlass und Geleit zu den Liegeplätzen. Sich nicht gegenseitig zu bedrängen ist schon schwierig. Zudem pfeifft uns nach wie vor der Wind um die Ohren und die Ausflugsboote, Fähren und Kreuzfahrtschiffe brettern stur ihre Linie entlang. Es kitzelt die Nerven, ist aber nicht gefährlich.
Normalerweise ist es mittags recht leer im engen Hafenbecken von Bonifacio, so dass das Anlegen dann gut zu meistern ist. Da der Wind aber nun mal ist, wie er ist, sind kaum Schiffe rausgefahren und der Hafen brechend voll. Schließlich sind wir an der Reihe. Der Marinero geleitet uns geduldig zu unserer Lücke im hinteren Teil des Hafens. Der Liegeplatz ist teuer (120 Euro für unsere 12,5m LÜA), aber top. Direkt an der Amüsiermeile, das soll uns noch von Vorteil sein.

Von der Steilküste hat man einen großartigen Ausblick auf die Yachten & das muntere Treiben im engen Hafen von Bonifacio.

Fiesta zu Füßen der Festung

Die Zeit in Bonifacio will genutzt sein und so brechen wir zu einer ausgiebigen Erkundungstour auf. Den Berg hinauf, dann zunächst links weiter bergan gehen und oberhalb der spektakulären Steilküste durch die Dünen entlangwandern. Alle paar Meter muss man stehen bleiben und die atemberaubende Aussicht genießen.

Das Panorama der Küste, der Felsen, des Meeres und des Hafens ist überwältigend. Sattsehen unmöglich!

Das Panorama der Küste, der Felsen, des Meeres und des Hafens ist überwältigend. Sattsehen unmöglich! Nach dem ausgiebigen Spaziergang geht es dann auf die andere Seite des Hügels und rauf auf die Festung. Ein beschilderter Rundweg gibt hinreichend Auskunft über allerlei Historisches. Aber auch wenn man den Schildern keinerlei Beachtung schenkt, kann man in die damalige Welt abtauchen und - vor allem - immer wieder den Wahnsinns-Ausblick genießen.

Irgendwann ist genug geschaut und eine Pause gewünscht. Wir schlendern ins Städtchen und lassen uns müde, aber glücklich auf ein paar Barhockern einer Tapas-Bar nieder. Tapas-Bars sind auf Korsika weit verbreitet. Serviert werden hier nicht die typischen spanischen Gerichte, sondern selbstverständlich Korsische. So viel zur Sturheit dieses Völkchens. Was in einer Tapasbar serviert wird, bestimmt immer noch der Wirt! Es sollte mich nicht wundern, wenn sie Schwarzwälder Kirschtorte auf der Dessertkarte hätten, wenn sie meinten, es passe zu ihren Tapas.

Die Freude, einfach einen normalen Partyabend im Urlaub erleben zu können, ist jedem Gast anzumerken. Alle sind unterfeiert.

Der Abend bringt dann noch eine amüsante Abwechslung. Nach einem ausgesprochen guten (wenngleich nicht ganz günstigen) Essen in einem Fischlokal unten im Hafen, zieht uns laute Musik in Richtung einer Bar. Dort steigt eine Party. Mehr noch: Disko! Da müssen wir hin. Natürlich haben wir keine Tickets und auf der Gästeliste stehen wir schon gleich dreimal nicht. Als Münchner trainiert man von frühester Jugend an die Diskussionen mit den hartnäckigen Türstehern auf der Wiesn. Der - in diesem Fall nicht sture, sondern sehr freundliche - Korse hält dem nicht lange stand und er lässt uns ein. Natürlich auch, weil wir unseren vollständigen Impfschutz per CovPass-App nachweisen, wie es hier in der gesamten Gastronomie Pflicht ist. Ohne wäre nix zu machen gewesen. Die Stimmung ist grandios, die Musik auch. Menschen aus aller Herren Länder feiern fröhlich zusammen. Wir kommen mit Etlichen ins Gespräch. Die Freude, einfach einen normalen Partyabend im Urlaub erleben zu können, ist jedem Gast anzumerken. Alle sind unterfeiert. Bis 2h geht die Sause, dann ist knallhart Schluss. Macht nix, reicht auch.

Cavallo

Zwischen den bizarren Felsformationen von Lavezzi & Cavallo n locken Buchten mit klarsten Wasser und feinsten Sandstränden.


Der nächste Tag tut so, als hätte es das Mistral-Intermezzo am Tag zuvor nicht gegeben. Wind AUS, Wellen AUS, Sommer & Sonne AN. Wie beim Reinfahren gibt es nun beim Rausfahren Gedrängel. Die meisten wollen bei dem ruhigen Wetter in die fulminanten Buchten auf Lavezzi und Cavallo. Die beiden Inseln östlich in der Straße von Bonifacio sind Naturschutzgebiet und einfach nur wunderschön. Sie sind ein Labyrinth aus glattgeschliffenen Felsen und Steinen, scheinbar wahllos ins Meer geworfen. Zwischen den Felsen locken Buchten mit klarsten Wasser und feinsten Sandstränden. Klar, da müssen wir hin. Stellen uns aber schonmal drauf ein, dass wir eine Weile werden suchen müssen, bis wir irgendwann den Anker schmeißen können. Da die Aussicht wieder einmal hervorragend ist, ist die Fahrt an sich aber sehr kurzweilig.

Wir nehmen Kurs auf Lavezzi und auch wenn wir auf dem unbewohnten Eiland keinen Platz mehr bekommen, so haben wir mithin zwei Seemeilen vor der Südküste Korsikas den südlichsten Punkt Frankreichs, das Capo di Becchu auf der Insel Lavezzi, passiert. Auch was fürs persönliche Logbuch und die Notiz an mich selbst: Ich muss wieder kommen und einen Ankerplatz auf Lavezzi ergattern.

Wir klappern diverse Buchten ab und finden schließlich auf der Nord-Ost-Seite von Cavallo einen schönen Ankerplatz in der Plage Greco. Eine wunderschöne Bucht mit ordentlich vielen Rockets. Wir liegen recht weit von einem Felsturm entfernt, das GPS und die Seekarte zeigen nichts an, aber wir schnorcheln unseren Schwoikreis dennoch einmal ab. Tatsächlich sichten wir noch etliche Unterwasserfelsen, über die man definitiv nicht drüber fahren (oder schwoien) sollte, die aber das GPS nicht anzeigt.

Für unsere Yacht besteht keine Gefahr und so lenken wir unsere Blicke wieder ganz auf die wunderschöne Umgebung und springen ab und zu ins Wasser. Am Abend ist es so schön wie selten. Wir sitzen an Deck und alles ist perfekt. Unsere Spaghetti Alio-olio, der korsischen Rotwein, die betörende Stille, die Aussicht auf Felsen, die sich im Sonnenuntergang blutrot färben. Es ist eine magische Stimmung und ein Moment für die Ewigkeit.

An dieser Stelle ist zu betonen, dass so wohl eine, als auch zwei, als auch drei Segelwochen auf Korsika viel, viel, viel zu kurz sind. Die Liste der schönen Buchten, die wir gern ansteuern möchten, ist unendlich viel länger als noch Tage auf dem Schiff verbleiben. Da hilft nur eins: Wiederkommen. Zeitgleich mit diesem Entschluss macht sich wieder Gelassenheit breit.

Anse de Roccapina

Zurück zum Thema. Besser: wieder nach Westen, Richtung Propriano. Und zwar mit Vorwindkurs. Der Laune des Cousins des Wettergottes haben wir - absolut ungewöhnlich - Ostwind zu verdanken und so cruisen wir mal wieder auf Vorwindkurs zurück gen Westen. Wenngleich die Krängung ja irgendwie sportlicher ist, ist der Kurs doch deutlich entspannter als gegenan zu kreuzen. Wir wollen nach Roccapina, das wurde auch von der freundlichen Kiriacoulis Dame empfohlen. Natürlich nicht ohne Hinweis auf Rockets (!) achtzugeben. Und in der Tat: Das GPS zeigt einige Über- und Unterwasserfelsen sowei Flachwasserstellen an, um die wir uns geschmeidig drumherumzirkeln, um uns in die bereits recht gut gefüllten Bucht zu legen. Seegras und Sand wechseln sich ab und es braucht Konzentration und gute Kommunikation zwischen Ankermann und Steuerfrau, um ein schönes Fleckchen Sand zu treffen. Nachdem wir fest sind haben wir Muße uns wirklich einmal umzusehen und sind - mal wieder - völlig aus dem Häuschen, wie schön es ist.

Flexibilität & Anpassungsvermögen sind hier stets gefragt

Eingerahmt von hohen, grünbewachsenen Felsen liegt der Strand mit schneeweißem Sand da. Ganz vorne ist das Wasser südsee-türkis-farben, dass es richtiggehend blendet. Unfassbar, welch Schönheit hier versteckt liegt. Auf anderen Mittelmeer Inseln wäre hier alles voll. Bucht, Strand, Parkplatz usw. Doch am Strand herrscht weder Gedränge, noch gibt es irgendeine Art von touristischer Gastro. Idylle pur! Wenn man hier drei Tage Flaute aussitzen müsste, wäre das garantiert keine Strafe.


Der Blick auf den Windfinder zwingt am nächsten Tag zu taktischen Überlegungen. Es ist Mittwoch. Freitag müssen wir in Propriano sein. Der Plan war weiter ein Stück gen Westen zu kreuzen (der Wind kommt inzwischen wieder brav aus Nord-West) bis zum Pointe de Sénétosa. Eine Bucht die spektakulär von Felsen eingerahmt ist. Doch die Vorhersage, dass der Wind auch in der Nacht auch mit gut 5 bft wehen wird, durchkreuzt den Plan. Die Buchten davor sind sehr klein und mit Rockets gespickt, da macht es keine Spaß mit Wind und Welle hinein zu zirkeln, wenn der Törnführer schon schreibt "you need nerves likes iron to get in ..." Gut, wir können einfach hier bleiben. Zweimal in derselben Bucht zu liegen ist bei einem einwöchigen Törn ja fast ein Frevel, aber was soll´s? Wir kommen ja eh wieder. Darüber hinaus spricht auch Vernunft für diese Bucht. Roccapina bietet guten Schutz gegen Nord-West, der Grund hält gut. Und von hier aus ist es auch gut zurück nach Propriano zu schaffen.

Herrlicher Wind zum Gaudi-Segeln

Nichtsdestotrotz sind draußen sind 4bft, die wir nicht vor Anker liegend vorbeiwehen lassen können. Also entscheiden wir uns fürs Gaudi-Segeln und hoffen auf ein wenig Glück, hier wieder Unterschlupf zu finden. Anker auf, vorsichtig raus wie rein aus der Bucht und Segel gesetzt. Vergnügt kreuzen wir drei Stunden hin und her, mal auf Halbwind-, mal auf Amwind-Kurs. Segelfreude pur. Dann wieder zurück nach Roccapina, ob noch ein Plätzchen frei ist für uns? Ja, ist es.
Die Nacht wird schon deutlich ungemütlicher und die Entscheidung gegen Senetosa wird mit jeder Böe, die den Anker, testet bestätigt. Denn der Wind und vor allem die Böen sind deutlich stärker als die vom Windfinder prognostizierten 5bft.

Wie kommt das, dass auf die gängigen Windvorhersagen aus dem Internet, so gut, wertvoll und zuverlässig sie grundsätzlich sein mögen, hier nicht grundsätzlich Verlass ist? Auf Korsika wird das Wetter und damit auch der Wind durch viele Faktoren beeinflusst: Düseneffekt, thermische Effekte sowie durch die allgegenwärtigen Berge verursachte lokale Änderungen der Windrichtung. Tja, sogar was den Wind angeht, folgt Korsika seinem Streben nach Unabhängigkeit.

Campomoro

Gleich bei Tagesanbruch um 6.45h brechen wir auf gen West. Die morgendliche Stimmung ist wunderschön. Doch bald türmen sich fiese Wellenberge vor uns auf. Das Steuern wird anstrengend. Es wird auch nicht besser als wir endlich gen Nord fahren. Da haben wir die Wellenberge von der Seite. Augen zu und durch und an die herrlichen Segelstunden des Vortages denken. Nach dreieinhalb Stunden Waschtrommelfahrt erreichen wir endlich Campomoro. Hier wollen wir den Rest des Tages vertrödeln (ab Mittag gibt es zu den Wellen auch noch wieder ordentlich Mistral), ehe wir bis 18h zurück im Hafen sein müssen. Delfine sehen wir diesmal keine, haben aber dafür herrliche Ruhe, was alle nach der Schaukelei genießen.

Propriano

Bei der Rückkunft nach Propriano ist der Wind wiederum deutlich zu spüren. An der Tankstelle bekämen wir den Wind genau von der Seite, würden wir längsseits anlegen - keine angenehme Vorstellung. Der Tankwart kennt das Dilemma schon und winkt und erklärt uns gestenreich, dass wir achteraus anlegen. Anschließend können wir ganz gut auf dem engen Raum vor der Tankstelle manövrieren. Dann noch ab zum Liegeplatz. Nach dem Festmachen gibt es einen kurzen, unkomplizierten Checkout.

Bastia

Da wir mit dem Auto unterwegs sind somit wieder per Fähre ans Festland müssen, haben wir uns dazu entschlossen, uns nicht hetzen zu lassen. Wir nehmen die Fähre erst am Sonntag ab Bastia und haben damit Gelegenheit und Muße den Samstag für eine gemütliche Rückfahrt nach Bastia inklusive Stadtbummel zu nutzen. Diese Entscheidung war goldrichtig. Wir haben von Propriano aus die Route über Zonca genommen. Zonca ist das Mekka der Alpinisten auf Korsika. Ausgangspunkt für Wanderer, Bergsteiger, Kletterer, Canyonists, Mountainbiker. Auch wenn dies ein Segelbericht ist, wäre es einfach unvollständig nicht zu erwähnen, wie unfassbar schön, abwechslungsreich und faszinierend Korsikas raue Gebirgslandschaft ist. Irgendwo kommen die Steine im Meer ja her, um die man ständig drumherum fahren muss.

Fazit: Korsika macht süchtig nach mehr

Apropos drumherum fahren: Einmal rund Korsika sind es gut 250 Seemeilen. Das kann man in zwei Wochen schaffen. Sich zu hetzen oder gar hetzen zu lassen, passt allerdings gar nicht in das Revier - das haben wir selbst erfahren. Erstens liegt ein wunderschönes Ziel gleich neben dem anderen. Faszinierende Felsbuchten, Traumstrände mit karibisch-türkisfarbenen Wasser, Wandertouren als Landgang, urige Strandrestaurants mit traditioneller Küche. Zweitens ist der Wind hier eindeutig ein Korse und macht nicht immer was er soll und was vorhergesagt wird. Flexibilität und schnelles Anpassungsvermögen statt sturem Törnplan sind gefordert. Drittens ist das Revier trotz aller Schönheit in gewisser Weise anspruchsvoll. Das Labyrinth aus Steinen und Felsen, das ganz Korsika (mit Ausnahme des langgezogenen Strandabschnitts an der Ostküste) umgibt und die unverhofft auftretenden Wind- und Wetteränderungen zu jeder Tages- und Nachtzeit, gestalten einen Segeltag und eine Ankernacht schonmal anstrengender als vorausgesehen. Ruhephasen sind da willkommen und sollten genutzt werden. Viertens: Es gibt immer noch mehr zu entdecken, zu erleben zu erfahren. Spätestens am zweiten Tag beschließ jede Crew wiederzukommen, was den gesamten Druck vom Meilenfressen nimmt und Urlaub und Erholung pur bietet. Inklusive Vorfreude auf den nächsten Törn um Korsika.

Exkurs

Uns ergeht es ganz genauso. Da es unser erster Urlaub auf der französischen Mittelmeerinsel war, wollten wir in den gut zwei Wochen so viel erkunden als möglich. Die erste Woche verbrachten wir in einer Ferienwohnung im Gebirge im nördlichen Teil der Insel. Dass es hier auch zum Segeln traumhaft sein muss, war unschwer auszumachen. Einen Tag ging es mit dem Auto rund ums Cap Corse. Hier gibt es etliche Buchten, die in die Steilküste eingeschnitten und nur per Schiff zu erreichen sind. Schon allein dafür könnte man eine Woche aufwenden. Wie abwechslungsreich die Insel ist, stellen wir an einem anderen Tag fest, an dem wir uns ein kleines Motorboot mieten, um die vielgelobten Strände Plage du Lotu, Plage de Saleccia, Plage de Trave und Plage de Ghignu zu besuchen. Jeder Abschnitt allein wäre eine traumhafte Bade- und Ankerbucht, die am Abend wunderbar leer sind, wenn alle Touristen wieder gefahren sind. Das glasklare türkisgrüne Wasser und der feine, weiße Sand sind so wunderschön, dass man nie mehr weg will.

Details

  • Vom 21. bis 28. August 2021 ab Propriano auf einer Oceanis 41.1
  • Route: Propriano - Campomoro - Anse de Figari - Bonifacio - Cavallo - Anse de Roccapina (2x) - Campomoro (daystop) - Propriano
  • Für die Überfahrt mit der Fähre sind ein 3G-Nachweis sowie die Einreiseanmeldung für Frankreich obligatorisch.
  • Für den Zutritt u.a. zur Gastronomie und Museen ist ein 3G-Nachweis obligatorisch & wird kontrolliert.

Sie haben Fragen zu den Chartersituationen auf Korsika oder anderen Mittelmeeregionen?

Segelurlaub ist derzeit in allen Mittelmeerdestinationen uneingeschränkt möglich. Wir beantworten Ihre Fragen zu Ihrem geplanten oder noch zu buchenden Törn. Aufgrund der Umbuchungen, ist die Auslastung mancherorts schon recht hoch. Die Buchungskonditionen sind generell von den Charterpartnern sehr flexibel gestaltet.
Sie erreichen uns telefonisch im Büro München unter +49 89 829988-0 und im Büro Stuttgart unter +49 711 638282. Ihre Mail erreicht uns unter info@charterwelt.de Gerne können Sie uns zur Vorbereitung auch Ihr Anliegen über unser Kontaktformular schildern und einen Rückrufwunsch einstellen.

Herzlichen Dank!