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Segelurlaub Sizilien - Erfahrungsbericht Mai/Juni 2021

  geschrieben von Kerstin Neubauer

In Siziliens Inselwelten den Alltag hinter sich lassen

So was nennt man wohl eine Punktlandung: Am 17.5.21 wurde für Italien die Quarantänepflicht bei Einreise aufgehoben und so können am 21.05. unsere Sizilien-Törns starten. Also eigentlich wären wir schon letztes Jahr gestartet. Ging aber nicht. Die Pandemie zwang auch uns zum Umbuchen. Und bis zuletzt war es unsicher, ob wir einen uneingeschränkten Urlaub haben würden. Um es vorweg zu nehmen: Den hatten wir! Lesen Sie, warum und welche Highlights dieses Revier zu etwas ganz Besonderem machen.

Anreise nach Sizilien

Italienische Flagge am Heck eines Segelschiffes in Fahrt
Bei unserer Ankunft auf Sizilien herrschen auf den Ägidischen Inseln beste Segelbedingungen. Alltag und Corona fallen schnell von uns ab.

Dass pünktlich zu unserem Törnbeginn die Quarantänepflicht in Italien aufgehoben wird und zudem ganz Italien "gelbe Zone" ist - d.h. die Gastronomie darf öffnen - ist ein gutes Omen für unseren Segelurlaub. Zwei Wochen wollen wir uns um Siziliens Inselwelten herumtreiben: Woche eins ab Trapani um die Ägidischen Inseln. Woche zwei ab Capo d´Orlando um die Äolischen Inseln.

Auf dem Flug von München nach Palermo ist die einzige Aufregung, dass der Flieger kurz vor der Landung noch einmal durchstarten muss. Zu viel Wind. So drehen wir eine Extra-Schleife, ehe die Maschine pünktlich und sicher landet.

Im Vorfeld hatten wir alle Formalitäten erledigt:

  • Impfpass eingepackt
  • einen negativen Coronatest eingeholt (Für vollständig Geimpfte und Genesene gibt es offiziell keine Erleichterungen bei der Einreise nach Italien.)
  • das Einreiseformular vorab online ausgefüllt.

Beim Abflug wollte keiner etwas davon sehen. Im Flieger wurde an diejenigen, die sich nach eigenen Angaben noch nicht online zur Einreise angemeldet hatten, das entsprechenden Formulare in Papierform verteilt. Die bei Ankunft auch keiner sehen wollte. Und die Tests und Impfbüchlein auch niemand.

Dafür geht in Palermo dann alles sehr zügig, inklusive des Mietwagens. Da wir zwei Wochen bleiben und zwischendrin Schiff und Charterbasis wechseln, ist der Mietwagen nicht nur wahnsinnig praktisch, sondern auch viel günstiger als Taxi oder Transfer. One-way kostet der Transfer 90 Euro von Palermo nach Trapani. Das Mietauto kostet 200 Euro für zwei Wochen. Die Fahrtzeit von Palermo Airport zur Basis nach Trapani beträgt gut eine Stunde, nach Capo d´Orlando sogar fast 2,5 Stunden.

In Trapani angekommen können wir nach dem Check-in gleich mit dem Wagen zum Einkauf aufbrechen. Und stellen wie schon bereits bei unseren Sardinien-Törns fest: Die Eiswürfel-Branche liegt brach in Italien. Hartnäckigkeit zahlt sich aus und im 4. Supermarkt - im SuperConveniente - bekommen wir endlich Wasser im gewünschten Aggregatszustand (hier bekommt man auch gleich alles andere zur Bordverpflegung).

Die Charterbasis in Trapani

Segelyachten mit Leinen am Steg festgemacht in Trapani.
Idealer Ausgangspunkt für einen Törn in den Ägidischen Inseln oder Siziliens Westseite: Trapani

Groß ist er nicht, der Stützpunkt in Trapani, wo auch unser Partner Spartivento seine Schiffe liegen hat. Aber mit allem Komfort ausgestattet:

  • großer Parkplatz
  • niegel-nagel-neues modernes (und schickes) Waschhaus
  • eine Terrasse, auf der uns Massimo (der Basisleiter) gleich zur Begrüßung ein eiskaltes Bier anreicht

Am Stützpunkt ist nichts los. Mit uns sind zwei weitere Crews angereist, die voller Vorfreude auf einen Törn fernab des verregneten Mai zu Hause und - viel wichtiger - fernab des Corona-Stresses sind. Die Übergabe läuft zügig und höchst professionell (selbstverständlich mit Maske). Unser Schiff ist in einem hervorragenden Zustand und wir bejubeln innerlich die schwarzen Carbonsegel, wie sie im Charterbereich nur selten zum Einsatz kommen. Das ist Material für Regatta-Segler, aber wir sagen auch nicht nein.

Zunächst sind wir doch dazu verdonnert, am Pier liegen zu bleiben. Draußen toben gute 7bft, die unser Auslaufen ausbremsen. Da wir ja eh zwei Wochen (es kommt uns wie eine schier unendlich lange Zeit vor) segeln wollen, nehmen wir es gelassen. Der Wind kommt ungewöhnlicherweise aus Süd und macht es in der nach Süden offenen Basis etwas ungemütlich. Wir folgen Massimos Rat und durchqueren Trapanis hübsche Altstadt, bis wir nach gut 15min Fußweg auf der Nordwestseite an der Restaurantmeile mit herrlichen Blick aufs Wasser ankommen. Vom Wind ist nichts mehr zu spüren und wir genießen herrliche Pasta mit Meeresfrüchten und einen wunderschönen Sonnenuntergang.

Segeltörn zu den Ägidischen Inseln

Mann am Steuer einer Segelyacht
Das Revier rund um Sizilien bietet zahlreiche Möglichkeiten, so dass die Törnplanung auch kurzfristig geändert werden kann.

Sonntag Früh weht es immer noch kräftig und unsere geplante Tagesetappe nach Favignana ist kurz. Bleibt also Zeit für ein Frühstück am kleinen Fischmarkt an der Nord-Westspitze Trapanis. Auf der Terrasse des Cafés, das ganz offensichtlich der Markttreff ist, geht es munter zu. Es wird viel gelacht, man begrüßt sich über die Tische. Auch die Italiener durften bis zum 17.Mai in kein Restaurant und dass gesellige Zusammenkünfte in der Öffentlichkeit und im Lokal nun wieder möglich sind, erfreut und erleichtert die Sizilianer genauso wie uns Münchner. Sich einfach ins Café zu setzen verleiht ein Gefühl von Freiheit. Zudem gibt es dort wahnsinnig leckere, frisch-herstellte Säfte und tolle Paninis zu einem unschlagbar günstigen Preis. Der cremig-herbe Espresso Macchiato kostet 1 Euro - bella Italia!

Dann hält uns nichts mehr, wir legen ab. Noch im Hafenbecken machen wir den Materialtest, da es immer noch sehr windig ist. Es ist alles in bester Ordnung. Da der Wind weiter kräftig weht und auch für die Nacht keine Beruhigung prognostiziert wird, nehmen wir eine Planänderung vor: Statt Favignana segeln in Richtung Nord-West-Spitze von Sizilien, bis in die Bucht von Cormino.
Die Flexibilität, die dieses Revier bietet, überzeugt uns gleich am ersten Tag.

Cormino ist nämlich keinesfalls irgendein Kompromiss. Es ist eine sehr schöne Badebucht, die so aussieht, als wäre zur Hochsaison hier jede Menge los. Es gibt auch drei Restaurants - die sind allerdings noch geschlossen. Ab 2. Juni - zum offiziellen Öffnungstermin - soll es losgehen. So haben wir diesen herrlichen Abschnitt - von ein paar sonnenhungrigen Badegästen am Strand abgesehen - komplett für uns alleine. Wir sind das einzige Schiff.

Segelschiff vor Anker in großer Bucht bei Sonnenuntergang und Vollmond.
Die Magie des frühen Reisens: Das Revier ist noch so leer, dass wir auch in der beliebten Punta Longa fast alleine liegen.

Äolus meint es am Montag gut mit uns und schickt uns den perfekten Wind, um nach Favignana zu segeln. Er weht mit 5-6bft aus der ungewöhnlichen Südrichtung (vorherrschende Windrichtung ist i.d.R. N bis NW) und wir kommen super voran. Die Oceanis 41.1 segelt sich großartig mit den schwarzen Carbonsegeln. Den Alltag und Corona haben wir jetzt schon komplett hinter uns gelassen.
Die Isola di Favignana ist die größte Insel des Archipels. In ihrer Mitte verläuft von Nord nach Süd der Höhenrücken Montanga Grossa. Davon abgesehen ist die Insel flach. Daher hat sie auch ihren Namen, denn Favignana bedeutet Schmetterling. Abends ankern wir in Bucht Punta Longa auf Südseite von Favignana. Auch hier: von zwei weitern Seglern absehen sind wir in der riesigen und unter Normalbedingungen sehr beliebten Bucht über Nacht alleine. Das angesiedelte Restaurant öffnet bis zum 2. Juni nur am Wochenende und auch dann erst werden die Bojen ausgelegt.

Der Wind hat sich gelegt und so brechen wir tagsdrauf zu einer kurzen Fahrt in die Cala Azzura auf. Der Name ist Programm: Das türkis-blaue Wasser ist so strahlend klar und einladend, dass wir trotz der noch frischen Temperaturen nicht widerstehen können, hineinzuspringen.

Badebucht mit türkisblauem Wasser und Palmen in Italien.
Die Cala Azzura ist so einsam wie nie. Ort und Gelegenheit sind perfekt, um einen Flautentag zu vertrödeln.

Die Badezone ist noch nicht abgegrenzt und die im Törnführer angepriesenen Bojen liegen ebenfalls noch nicht aus. Es ist nichts los. Wir können uns gut vorstellen, welch Betrieb hier in der Hochsaison herrschen muss. Neben uns liegt nur ein Katamaran. An der Steilküste nisten die Möwen und machen einen herrlichen Krach.

Es ist die perfekte Bucht, um das Leben und das Reisen zu genießen und komplett abzuschalten. Die Sonne scheint vom blitzeblauen Himmel, es ist Sommer und warm und einfach nur wunderschön. Das Wasser ist so unglaublich türkis, dass man den Blick nicht losreißen kann. Ein grandioser Tag voll mit dolce vita.

Favignana

Gasse in italienischen Urlaubsdorf bei Sonnenuntergang mit Spaziergänger.
Favignana Stadt ist ein wunderschönes Örtchen, das unter normalen Umständen von zahlreichen Touristen besucht wird. Wir können entspannt und sorgenfrei durch die hübschen Gassen schlendern.

Schließlich reißen wir uns doch von dem paradiesischen Platz los und segeln bei bestem Wind nach Favignana Stadt. Hier gibt es einen kleinen Hafen mit begrenzter Liegekapazität. Normalerweise liegen etliche Yachten in der Bucht davor vor Anker. Wir haben das post-pandemische Privileg, dass uns der Marinero gleich entgegenkommt und freundlich einen Liegeplatz zuweist. Sehr entspannt alles hier. Der Hafen, der sonst aus allen Nähten platzt, ist auch am Abend nicht ganz belegt. Man reicht uns eine eine Gangway vom Steg, es gibt Wasser und Strom und die Möglichkeit zur Müllentsorgung. Die Freude, dass endlich wieder Yachturlauber anlegen, sieht man den Marineros deutlich an.
Angesichts der doch sehr überschaubaren Touristenzahlen, wundert man sich, warum gefühlt alle halbe Stunde eine Schnellfähre anlegt. 

Abends geht´s auf ins Städtchen. Favignana Stadt ist ein sehr kleiner, hübscher Ort. Die sich durchziehende Bummel- und Keipenmeile lädt zum Trödeln, Gucken und Einkehren ein. Das tun wir auch und gönnen uns in einer Bar den Aperitivo. Das Preisniveau ist hier allerdings ein deutlich gehobeneres als auf Sizilien. Ein Zeichen dafür, dass dieses Örtchen normalerweise von Touristen gestürmt wird, weshalb stattliche Preise, die bei 10 Euro pro Cocktail durchaus Münchner Niveau haben, hier aufgerufen werden. Unsere Laune beeinträchtigt das keinesfalls. Die Buchttage haben aufgrund Bordküche die Bordkasse geschont. Außerdem ist es immer noch ein großartiges Gefühl im Urlaub zu sein und in einer Bar zu sitzen. Und wer, wenn nicht wir, wissen wie wichtig es ist, dass der Tourismus in diesen Regionen wieder in Fahrt kommt.

Cocktails und Vorspeisen auf einem Holztisch.
Die stylische Bar in Favignanas Falniermeile bietet leckere Cocktails und dazu einen kleinen Snack. Der perfekte Aperitivo.

Hinzu kommt, dass die Italiener einfach Stil haben. Alles ist so hübsch und liebevoll hergerichtet, dass es eine wahre Augenweide ist. Es gibt für das Geld eben auch sehr viel Wertigkeit. Beim Abendessen im Pesquadero am Marktplatz gleichermaßen. Hier gibt es hervorragenden Fisch und eine freundliche, zuvorkommende Bedienung. Überhaupt: Wir kommen uns sehr fürstlich vor - so sehr werden wir überall angestrahlt und begrüßt.

Mit der Sperrstunde, die hier noch bis Ende Mai um 23h beginnt, nehmen sie es auf Favignana nicht ganz so genau.
Wir verlassen fröhlich und gesättigt um 23.30h das Restaurant. Die Gruppe von 6 Italienern am Nachbartisch beendet zu dem Zeitpunkt gerade die Hautspeise.
So schnell findet der Mensch zu seinen Gewohnheiten zurück.

Bevor wir ablegen, wollen wir selbstverständlich ordentlich auschecken. Das sieht dann so aus, dass wir für unsere Oceanis 41.1 wir dem Hafenmeister 50 Euro zahlen. Auf dem Steg. In bar. Er wird es später sicher in der Hafenmeisterei in die Bücher eingetragen haben.

Wir legen ab und segeln bei wieder idealen Bedingungen einfach aus lauter Gaudi - sprich Lebensfreude - einmal rund Levanzo. Da für Marettimo über Nacht stärkerer Wind angesagt ist und wir im absoluten Erholungsmodus sind, kehren wir Nachmittags wieder in die Cala Azzura zurück. Erleben ist anders als erzählt bekommen und sollten Sie einmal das Glück haben, in dieser paradiesischen Bucht zu liegen, werden Sie (wie wir) nicht wieder weg wollen. Nie wieder.

Bug eines Segelschiffes vor Anker in türkisblauer Bucht mit zwei weiteren Yachten im Hintergrund.
Ein Stück vom Paradies liegt definitiv in der Cala Azzura auf Favignana.

Diesmal ist es schon nicht mehr nicht ganz so einsam wie beim ersten Mal, dennoch bekommen wir problemlos einen schönen Ankerplatz. Anscheinend beginnt man in Sizilien am Donnerstag Nachmittag das Wochenende einzuläuten.
Es liegen hier zwei kleine Motorschlauchboote mit fröhlichen Sizilianern und zwei Yachten vor Anker. Wir nutzen das Fehlen der Abtrennung der Badezone aus und fahren wir so nah ran wie es der Tiefgang zulässt. Der Grund ist feiner, weißer Sand und hält ausgezeichnet. Ruhe und sommerliche Trägheit stellen sich ein.

Und dann kommen sie. Fünf junge Italiener auf einer Motoryacht. Mit lauter Musik, Gelächter und Rufen beschallen und unterhalten sie die Bucht zwei Stunden lang. Auch wenn sie eigentlich viel zu laut sind, ist es dennoch herrlich, dieses mediterrane Urlaubsfeeling wieder zu spüren. Wir stellen uns vor, wie voll es normalerweise sein muss und sind happy, dass wir zu dieser Zeit hier liegen dürfen. Nach und nach verlassen alle Ausflügler die Bucht und wir liegen mit einem einzigen Segler über Nacht allein.

Szenenwechsel: Capo d´Orlando

Es hilft nichts. Es ist Freitag. Wir müssen zurück nach Trapani. Versüßt wird uns die Überfahrt durch zwei Tatsachen: Erstens haben wir formidablen Wind und können es noch einmal ordentlich krachen lassen. Zweitens geht´s am Samstag nicht nach Hause, sondern nach Capo d´Orlando, wo bereits das nächste Schiff auf uns wartet.

Unser Fazit über die Ägidischen Inseln: Sie sind das perfekte Revier für einen stressfreien einwöchigen Törn. Gut erreichbar, viele schöne Liegemöglichkeiten, gute Infrastruktur fernab des Massentourismus und toller Wind.

Die Fahrt nach Capo d´Orlando dauert mit unserem Mietwagen 3 Stunden - und ist anstrengend. Es gibt ab Palermo viele Tunnel. Sehr, sehr viele Tunnel. Stets nur kurz unterbrochen und die wechselnden Lichtverhältnisse fordern viel Konzentration.

Große Marina mit vielen Schiffen.
Capo d´Orlando ist beeindruckend. In der großen modernen Marina, die erst vor drei Jahren fertig gestellt wurde, fehlt es an nichts.

Als wir endlich ankommen sind wir schwer beeindruckt. Die Marina Capo d´Orlando ist riesig, sehr modern, noch ganz neu, richtig schick, ja fast mondän. Die Wege sind weit, weshalb die Mitarbeiter hier nur bei eBike oder eRoller unterwegs sind. Wir werden bis zum Abend etliche Laufkilometer absolviert haben. Die ersten legen wir zurück auf der Suche nach dem Büro unseres Vercharterers Kiriacoulis. Der Weg an den verschiedenen Bars, Restaurants und Geschäften vorbei gleicht eher einer Flaniermeile als einem klassischen Hafen. Im Büro angekommen erfahren wir, dass wir besser den hinteren Parkplatz nutzen. Der Weg zum Schiff ist dennoch weit. Dafür liegt die brandneue Sun Odyssey 490 an einem schönen Außensteg, weg vom Rummel und perfekt zum Auslaufen. Auch hier ist nichts los und so müssen wir überhaupt nicht auf den Checkin warten. Die Übergabe erfolgt sehr professionell und zügig.

Der SPAR in der Marina hat noch geschlossen. Wir hätten ihn ohnehin nicht zum Einkauf genutzt, denn die Preise werden sicher ähnlich nobel sein, wie die gesamte Anlage. Ein Teil der Crew wird erst um 17.30h ankommen und so nutzen wir die Zeit zum Einkauf im großen Supermarkt 10 Autominuten entfernt. Der Mietwagen hat sich mittlerweile voll bezahlt gemacht.

Segeltörn zu den Liparischen Inseln

Der Sage nach überreichte der Gott des Windes Äolus Odysseus zum Abschied einen Sack, in dem widrige Winde steckten. Da seine Begleiter ihn kurz vor Ithaka öffneten, wurden sie bis zu den Äolischen Inseln zurückgetrieben. So viel zur Legende. Als wir nach Vulcano auslaufen, ist das Meer spiegelglatt. Windstille nennt sich das.

Wir ziehen aus dem Windmangel einen Vorteil und steuern die Bucht von Porto di Ponente im Nordwesten an. Im Allgemeinen ist hier die vorherrschende Windrichtung Nord- bis Nordwest, so dass es hier durchaus auch ungemütlich werden kann. Aber nicht heute. Schon die Fahrt an der Insel entlang ist spektakulär. Wie jede der 7 Liparischen Inseln ist auch Vulcano der Gipfel eines Vulkans. Mit dem Stromboli sind es die einzigen beiden, die noch aktiv sind.

Felsen aus Lavagestein in einer Bucht vor dem Vulkan auf Vulcano.
Die Einfahrt nach Porto di Ponente wird von zwei großen Lavafelsen "Bewacht". Hier hat man einen traumhaften Blick auf den noch aktiven, majetätischen Vulcano - dem Namensgeber der Insel.
Tretboot vor Steilküste
Auf Vulcano ist schon etwas mehr los. Touristisch überlaufen ist es aber bei weitem noch nicht.

Das dunkle, raue, vielschichtige Vulkangestein ist ein absolut faszinierender Anblick. Imposant auch die die spitzen Felsen, die in der Einfahrt in die Bucht von Porto di Ponente wie Wächter aus dem Wasser ragen. Die Bucht ist auch bereits gut belegt. Auf den Liparischen Inseln ist deutlich mehr los als auf den Ägidischen Inseln. Dennoch finden wir mühelos einen schönen Ankerplatz, den wir vor allem auch deshalb so würdigen, da es zu Normalbedingungen sicher nicht ganz so easy ist, hier einen guten Platz zu ergattern. Warum, ist offensichtlich: Wir liegen hier vis-á-vis vom Vulcano, der majestätisch über der Bucht thront.

In der Bucht von Porto di Ponente herrscht bereits sommerliches Treiben: die Strandbars haben geöffnet, von der Bar des Campingplatzes weht Musik herüber, auf dem schwarzen Sand bilden die bunte Handtücher und Sonnenschirme der Urlauber des Strandhotels einen hübsche Kontrast.

Zwar schließen die Strandbars am Abend, aber im fußläufig 10min entfernten Städtchen haben die Restaurants geöffnet. Helle Kleidung und Schuhe sind für den Landgang keinesfalls zu empfehlen. Der schwarze, feine Vulkansand setzt sich gleich überall fest. Wir essen gut und preisgünstig in der Pizzeria im Ortskern und bummeln anschließend durch das sehr bezaubernde Örtchen. Immer wieder weht ein leichter Schwefelgeruch herüber. Klar, das stinkt, ist aber auch genauso aufregend.

Wann hat man als Durchschnittseuropäier schon mal die Gelegenheit einen Vulkan zu besteigen? Nicht sehr oft. Und so brechen wir am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe - ehe die Hotelgäste von den Frühstücksbuffets kommen - auf, um auf den Gipfel des Gran Cratere zu wandern. Schon der Aufstieg über das Vulkangestein mit den ausgewaschenen Rillen ist grandios. Zwischendrin bietet sich immer wieder ein herrlicher Blick über die grüne, blühende Insel und auf die Buchten. Nach 45min erreichen wir das Aussichtplateau.

Ausblick von Gipfel des Vulcano über zwei Buchten. Der Vulkan ist noch aktiv. Stetig steigen schwefelhaltige Rauchwolken aus dem knisternden Gestein auf.
Der Aufstieg auf den Vulcano ist absolut zu empfehlen. Nicht nur wegen der spektakulären Aussicht.

Oben angekommen haben wir einen unfassbaren Blick über die beiden Buchten Porto di Ponente sowie Porto di Levante. Es knistert, stinkt und dampft. Umgeben von Schwefelschwaden spazieren wir tatsächlich auf einem aktiven Vulkan! Es ist mysteriös und was ganz Neues. Wir können uns an dem Farbenspiel des leuchtend gelben Schwefels auf dem grau-schwarzen Gestein kaum sattsehen. Immer wieder tauchen wir oder der Ausblick in Schwefelwolken ein. Beim Abstieg kommt uns eine Wandergruppe nach der entgegen und wir sind froh, früh aufgebrochen zu sein. So hatten wir den Gipfel ganz für uns allein. Welch Geschenk!
Ganz beseelt schlendern wir durchs Städtchen zurück zum Schiff. Der Ort ist bei Tag noch niedlicher als wir am Abend beim Bummel nach dem Abendessen gedacht hatten. Kleine Läden locken mit bunten Kleidern und touristischem Schnickschnack aus Vulkangestein. An vielen Ecken grüßen die Tesce de Moro - die Maurenköpfe, deren Geschichte wir später auf Lipari erfahren sollen.

Man bessert Infotafeln an der Wand vor einem Restaurant aus.
Ab 2. Juni soll der Tourismus in Italien wieder voll losgehen. Überall wird renoviert und Vorbereitungen getroffen.

Überall herrscht rührige Geschäftigkeit. Es wird geweißelt, repariert und renoviert. Die Italiener nehmen den Stichtag zur offiziellen Eröffnung am 2.6. sehr ernst. Man bereitet sich auf die nun vollends durchstartende Tourismussaison vor.

Ganz im Bann unseres Aufstiegs auf den Vulkan beschließen wir, dass wir nun auch dem Stromboli einen Besuch abstatten müssen. Da man dort aber nicht wirklich schön ankern kann, läßt sich jener Vulkan am besten bei einer Nachtfahrt erleben. Auf dem Weg Richtung Stromboli sehen wir schon etliche Yachten vor der Isola di Lisca Bianca liegen. Ein guter Ausgangspunkt für die Nachtfahrt um den Stromboli.

Da das Wetter ruhig ist, wagen wir uns bis zur Isola Basiluzzo vor. Von hier aus brechen wir um 23h auf. Kurs: Stromboli.

Nachtfahrt am Stromboli vorbei nach Panarea

Nachtfahrt. Wer es schon einmal ausprobiert hat weiß: Es ist aufregend und ermüdend zugleich. In die Dunkelheit zu fahren und ständig Ausschau zu halten ist durchaus spannend. Ohne Licht muss man viel wacher sein als am Tag. Gleichzeitig wird man automatisch immer müder. Wir haben beschlossen uns in Zweiergruppen abzuwechseln. Wir nähern uns von Süden dem Stromboli und zur allgemeinen Müdigkeit mischt sich eine Portion Enttäuschung. Sonderlich viel oder gar Spektakuläres ist nicht zu sehen.

Der Stromboli bei Sonnenaufgang.
Die Strapazen der Nachtfahrt zum Stromboli werden mit einem fulminanten Sonnenaufgang belohnt.

Leicht glimmt und glüht es in orange-rosa dort, wo Stromboli ist. Doch dann geschieht es. Um 2h morgens erreichen wir schließlich die Nord-West-Seite der Vulkaninsel. Von hier aus kann man den Krater sehr gut sehen. Ebenso seine imposanten Lavastöße, die der Stromboli in die Dunkelheit spuckt. Es ist ein wenig unheimlich und fesselnd zugleich. Jetzt sind wir alle froh, dass wir uns auf den Weg gemacht haben. Klar, die Hundewache tut dann doch etwas weh. Dafür werden wir aber mit einem unglaublich schönen Sonnenaufgang belohnt. Insgesamt ein einmaliges Erlebnis, das wir nicht missen wollen.

Um 5.30h erreichen wir das Cap Milazzese im Süden von Panarea. Um die Ecke der CalaJunco (die wir zum Ankern nicht empfehlen) liegt die herrlich große, weite Doppelbucht. Hier gibt es sogar einen schönen weißen Sandstrand mit Restaurant und glasklares Wasser, das vor den schroffen Felsen türkis schimmert. Man kann dort prima SUPen, schnorcheln, auf dem Höhenwanderweg die Landschaft erkunden oder in die Stadt spazieren.

Nachdem wir Schlaf nachgeholt haben und uns grad die Zeit beim Buchteln vertreiben, beobachten wir mittags, dass in der anderen Buchthälfte Betriebsamkeit herrscht.

Mann im Schlauchboot mit Festmacherbojen für Schiffe
Pünktlich zum 2.6. werden die Festmacherbojen ausgebracht. Nautilus hilft beim Anlegen und betreibt auch den Shuttle für den abendlichen Landgang.

In zwei Schlaubooten bringen die Marineros die Mouringbojen aus, die auch der Törnführer anpreist. Das ist der finale Beleg: Italien öffnet offiziell für den Tourismus ab 2.6. und pünktlich werden die Bojen ausgebracht.
Da am Tag Flaute herrscht, aber für die Nacht Ostwind angesagt ist, beschließen wir, an diesem wunderschönen Fleckchen zu bleiben. Also verholen wir uns einfach ein paar hundert Meter weiter und bekommen eine der ersten Bojen, die dieses Jahr ausgebracht wurden. Nautilus - so heißt der Bojenbetreiber - hilft uns im Dinghy. Es gibt sogar die Leine von der Boje - sehr kommod. Die Liegegebühr beträgt 50 Euro. Inklusive abendlichem Dinghy-Shuttle zu dem kleinen Hafen von Panarea kostet es 70 Euro. Das Angebot nehmen wir an. Nautilus ist über VHF 9 erreichbar und kommt sofort, als wir ihn abends rufen. Während der Überfahrt erzählt er uns, dass er 100 Bojen ausbringt. Schiffe bis 45 Länge können bei ihm festmachen. Wir sind ein wenig beeindruckt.

Golfcart mit der Aufschrift Carabinieri an einer weißen Mauer in mediterranem Dorf
Das Städtchen auf Panarea ist absolut sehenswert. Geschmackvolle Häuser, liebevoll eingerichtete Geschäfte und mediterranes Flair. Sympathisch wirkt das Dorf auch, weil fast alle Einwohner Elektrofahrzeuge fahren - sogar die Carabinieri.

Wer kein Freund von Landgängen ist, sollte auf Panarea unbedingt eine Ausnahme machen. Der Ort ist ganz bezaubernd. Alles sehr schick, sehr aufgeräumt, und zugleich liebevoll verspielt - es herrscht eine herzliche Atmosphäre. Was ebenfalls zum Charme der Insel beträgt ist, dass viele nur mit Elektrofahrzeugen - vorzugsweise Golfcarts - unterwegs sind. Die Carabinieri eingeschlossen. Tatsächlich ist Panarea die Insel der Wohlhabenden, die auch hier ihre Häuser haben. Der Wohlstand ist überall zu spüren ohne überzogen mondän zu sein. Es gibt sehr süße Geschäfte, in denen geschmackvolle Souvenirs, Mode und Einrichtungsgegenstände angeboten werden. Wieder begegnen uns die Teste di Moro. Und zum ersten Mal das Motto, das schlussendlich auch das unseres Urlaubs werden soll: Mollo tutto.

Die kleine Hafenmeile in Panarea hat viel zu bieten. Vor allem ein tolles Ambiente für alle Nachtschwärmer.

Nach dem Abendessen gönnen wir uns einen Absacker. Auf der Dachterrasse der Bar direkt am Hafen. Definitiv ein Hotspot. Hier hat man einen grandiosen Blick, es gibt tolle Cocktails, frisches Sushi. Junge Leute sitzen in fröhlichen Gruppen in den Lounge-Möbeln, groovige Musik erklingt aus den Lautsprechern, es herrscht Fröhlichkeit und ein tolles Ambiente - alle sind erleichtert, dass man endlich wieder ausgehen kann.

Nautilus ist zuverlässig zur Stelle, um uns zum Schiff zurückzubringen.

Filicudi

Felsen aus Vulkangestein ragt aus dem Wasser.
La Canna an der Nordwestspitze von Filicudi ist schon von weitem sichtbar und ein absoluter Hingucker. Freeclimber lieben den 67m hohen Felsen.

Große Freude! Äolus gibt sich die Ehre. Endlich ist Wind angesagt und wir machen uns um 9h morgens auf den Weg nach Filicudi. Auf Raum- und Vorwindkurs geht es gemütlich und leicht dahin. Bei sportlichen Böen umrunden wir Filicudi. Natürlich nicht ohne die lange La Canna im Nordwesten ausgiebig zu bewundern. Der imposante Felsen hat eine beachtliche Höhe von 67 Metern und ist bei Freeclimbern äußerst beliebt.

Da der Wind perfekt ist und wir sehen, dass noch ausreichend Muringbojen in der Bucht vor Porto Pecorini frei sind, segeln wir einfach aus lauter Freude noch einen Schlag raus. Die Yacht (Sun Odysse 490) segelt sich mit ihren zwei Ruderblättern butterweich. Wir wollen nie wieder aufhören!
Müssen wir dann aber irgendwann doch und steuern Pecorini an. Die Bojen liegen dicht an dicht aus. Wir sind nach einem Kat die zweite Yacht, die hier fest macht. Wir belächeln den Kat, der rundherum die Fender ausgebracht hat.
Der Marinero Nino hilft beim Festmachen an der Boje (diesmal mit der eigenen Leine). Liegegebühr inkl. Shuttle kostet hier ebenfalls 70 Euro. Unsere Boje gehört Nino, mit Davide und Stefano. Erreichbar sind sie über VHF 9. Die Bojen sind anscheinend auf 2 Betreiber aufgeteilt. Kaum, dass wir fest sind, herrscht rege Geschäftigkeit, denn ein Schiff nach dem anderen kommt rein und macht hier fest.
Ankern ist auf dieser Seite bei 50Metern Wassertiefe eh nicht möglich. Das geht nur vor der Hafenmole, ist aber wegen des Schiffverkehrs etwas ungemütlich.

Festmacherbojen in der Bucht von Pecorini auf Filicudi.
In Pecorini vor Filicudi sind die Bojen bereits ausgebracht und am Abend alle belegt. In den Liegegebühren ist der Shuttle an Land inbegriffen.

Auf dem Bojenfeld liegen die Boote wahnsinnig eng, und auf einmal finden wir die Fender des Kats eher vernünftig als lustig. Die Marineros haben alles bestens im Griff. Sie sind freundlich, geduldig und hilfsbereit und achten darauf, dass alles passt. Geduldig und eifrig flitzen sie in ihren Dinghys hin und her. Man kann sich shuttlen lassen, so oft man will.

Ein Fischerboot kommt rein. Noch vorm Anlegen haben sie ihren Fisch direkt an den vor uns liegenden Kat verkauft. Dass das definitiv die beste Idee des Abends war, sollten wir erst später feststellen. An dieser Stelle der Tipp: Wer will, kann sich vor Filicudi für die Bordküche direkt mit frisch gefangenem Fisch eindecken. Wir wollen abends an Land essen. Leider macht das zum dem Hotel Sirena gehörige Restaurant erst in 10 Tagen auf. Schade, denn es soll wirklich sehr gut sein. Unser Shuttle-Mann Davide erklärt uns, dass es noch ein weiteres Restaurant (das Scoliera) gibt, das auch bereits geöffnet hat. Es sind aber zwei verschiedene Niveaus, ergänzt er.
So schlimm kann es nicht sein, denken wir. Schließlich sind wir in Italien!

Allerdings werden wir bitter enttäuscht. Das liegt noch nicht einmal daran, dass es eher eine etwas bessere Pommesbude denn ein Restaurant ist. Vielmehr liegt es an dem enormen Plastikverbrauch. Nicht nur die Tische und Stühle sind aus Plastik. Auch das Besteck - sogar nochmals extra in Plastik verpackt. Zudem die Teller und die Becher (aus denen wir den 30 Euro teuren Wein trinken).
Wir sind fassungslos. Sicher sind wir alle keine Umweltengel. Dennoch: Wie kann in einer Region, in der die Menschen wegen des Meeres kommen, derartig viel Plastik verbrauchen, wo doch alle wissen, wie schädlich Plastik für unsere Meere ist.
Wo ist die EU und ihr Plastikverbot, wenn man sie braucht?!

Zu allem Überfluss ist zudem noch das Essen furchtbar schlecht. Es ist alles bereits vorgekocht. Der schöne Tunfisch, den es doch hier so frisch wie sonst nirgendwo gibt, Lachs und anderer Fisch sind vorgebraten. Verschiedene Vorspeisen sind ebenfalls vorbereitet - alle eindeutig in der Fritteuse. Vor dem Servieren wird alles noch kurz in die Mikrowelle geschoben, was es keinesfalls besser macht.
Pasta gibt es zwar, doch sogar die ist schlecht. Das Gemüse verkocht, der Knoblauch noch roh und optisch eine undefinierbare Pampe. Das Beste sind noch Spaghetti con Cozze (wenigstens die werden frisch gemacht). Allerdings liegen 50% geschlossene Miesmuscheln auf dem Plastikteller, weshalb diese ebenfalls ungenießbar sind.
Da die Bude (noch) Monopolstellung hat, bis das Sirena öffnet, füllt sie sich nach und nach mit weiteren Crews, die ebenso enttäuscht gucken wie wir.
Wir nehmen es mit Humor, denn wenn wir schlechte Laune bekommen, macht die das Essen ja auch nicht besser.

Filicudi ist nicht nur die Künsterinsel mit ganz besonderem Flair. Die Einfachheit trägt viel zum Charme der Insel bei.

Zum Ausgleich gönnen wir uns hinterher noch einen Drink in der kleinen Bar direkt am Hafen. Das ist eindeutig der In-Treff des Ortes. Filicudi ist eine Künstlerinsel und ebenso bunt, kreativ und alternativ ist die Kundschaft. Hier geht es so entspannt, quirlig und fröhlich zu, dass das Dinner-Debakel schnell in den Hintergrund rückt. Auch der Wein schmeckt besser, ist aber nur halb so teuer. Unser Motto kehrt rasch zurück: Mollo tutto. Davide ist ebenfalls da und bringt uns zuverlässig mit bewährter freundlicher Gelassenheit zurück zum Schiff. Beim Einsteigen ins Dinghy sehen wir, wie weitere Fischer am Pier ankommen und direkt vom Boot ihren Fang verkaufen.

Obwohl jetzt alle Bojen besetzt sind und sogar ein monströser Kat mit offensichtlichen Partyurlaubsgästen festgemacht hat, ist es ruhig in der Nacht.

Auch am nächsten Morgen können wir erneut den Shuttle nutzen, um Brot zu kaufen. Unglücklicherweise wieder nur in der leidigen Pommesbude, wo das Brot ebenfalls zu 50% aus Plastik bestehen zu scheint. Was soll´s? Das Wasser ist herrlich und hat bereits eine angenehme Schwimmtemperatur, trotz der 53 Metern Wassertiefe. Wir baden ausgiebig vorm Ablegen und freuen uns auf das nächste Ziel: Lipari - die Hauptinsel.

Kurs auf Lipari

Fast schon karibisch mutet die weite Ankerbucht nördlich von Pignatoro auf Lipari an. Ein toller Platz für einen ausgiebigen Badestopp und Restaurantbesuch.

Auf Lipari haben wir die Qual der Wahl. Wo festmachen? Die Rada di Lipari bietet zahlreiche Möglichkeiten. Wir entscheiden uns für den nördlichen Porto Pignataro. Dort melden wir uns telefonisch an und bekommen problemlos die Zusage für einen Liegeplatz.

Da Äolus wohl mal wieder anderswo zu tun hat, verbringen wir einen ausgedehnten Badenachmittag in der nördlichen Bucht von Pignataro, zwischen Canneto und Porticello. Das Wasser ist karibisch türkis. Fehlen eigentlich nur noch die steel-drums. Die Ruine an Land bildet einen skurrilen Kontrast zu der ursprünglichen Natur rundherum. Es liegen noch ein paar Yachten vor Anker. Auch wenn der erlaubte Ankerbereich eingeschränkt ist, ist hier immer noch reichlich Platz.

Das Festmachen im Hafen klappt reibungslos: Anmeldung per VHF 74, der Marinero weist uns einen schönen Platz zu. Alles ist extrem entspannt. Es kommen zwar noch ein paar Yachten hinzu, ganz voll wird der Hafen aber nicht. Abends laufen wir 10 Minuten zu Fuß zum Ort hinüber und bummeln vor dem Abendessen durch das schöne Städtchen Lipari. Im Vergleich zu den anderen Inseln ist hier schon richtig was los - überfüllt ist es aber bei weitem nicht.

Weiter Platz auf Lipari bei Abendsonne
Am Piazza di Sant´Onofrio gibt es zahlreiche Bars, Cafés und Restaurants mit schönem Blick. Definitiv ein Ort zum Verweilen.

Wir kommen schließlich am weitläufigen Piazza di Sant´Onofrio heraus. Das Restaurant Caffè La Vela macht einen guten Eindruck. Leider sind alle Plätze besetzt und reserviert haben wir nicht (das kommt davon, wenn man so verwöhnt ist). Der Wirt schließt uns jedoch prompt ins Herz. Kurzerhand organisiert er uns persönlich einen Tisch von dem noch geschlossenen Nachbarrestaurant und stellt ihn für uns in allererster Reihe dazu. Feines Extra: Da es abends etwas zugig und kühl ist und wir außerhalb der von einer Plane geschützten Terrasse sitzen, bekommen wir ausreichend kuschelige warme Decken. Das Essen ist phänomenal. Beseelt von so viel italienischen Glück leisten wir uns für 15 Euro ein Taxi zurück zum Porto Pignatoro.

Äolus lässt sich weiterhin nicht blicken. Was für dieses Revier sehr ungewöhnlich ist, aber wir können es nicht ändern. Seltsamerweise sind wir von der Flaute nicht sonderlich gefrustet (wenngleich wir natürlich lieber segeln). Ob es daran liegt, dass wir einfach happy sind, überhaupt in den Urlaub gefahren zu sein? Das es hier ohne Wind tausend Mal schöner ist als daheim? Dass allein die Corona-Pause unserer Seele und unseren Nerven verdammt gut tut? Dass es einfach Sommer ist und la dolce far niente (italienisch für Süßes Nichtstun) uns schon ein wenig eingelullt hat? Dass die Liparischen Inseln so schön und bezaubernd sind, dass wir uns sehr gern an Land aufhalten? Wohl eine Mischung aus allem. Who cares? Mollo tutto.

Für einen ausgedehnten Shoppingbummel ist Liparis Hauptstadt ideal. Überall begegnen uns die Teste di Moro in vielen wunderschön und kreativen Ausfertigungen.

So machen wir auch hier wieder das Beste draus. Erstmal ein ausgiebiges und vorzügliches Frühstück mit frisch selbstgebackenem Brot im Caffè La Vela. Anschließend eine ebenso ausgiebige Shoppingtour durch die feinen Lädchen Liparis. Uns treibt es in den Laden der Marke Mollo tutto. Mollo tutto (übersetzt: "Ich lasse alles fallen") ist genau unser Urlaubsmotto. Wir haben alles abfallen lassen, was uns die letzten Wochen und Monate zu Hause bedrückt und eingeengt hat. Ausgangssperren, Reisebeschränkungen, geschlossene Geschäfte und Lokale, Home-Office, Online-Sportkurse, Inzidenzzahlen und Testpflichten. In diesem Urlaub - kurz nach Aufhebung der Beschränkungen in Italien - fällt alles von uns ab. Das Leben fühlt sich wieder herrlich leicht an.

Was passt besser zum Gefühl der Leichtigkeit als karibisches Flair? Genau. Und deswegen legen wir uns wieder in die nördliche Bucht von Lipari und lassen Äolus auch seinen Frieden. In der Bucht gibt es übrigens auch ein tolles Strandbad: La Prescchia am White Beach Lido. Im Schwimmbereich gibt eine Badeinsel für Kinder mit Hüpfburg und Rutschen, der Strand ist mit Liegestühlen ausgestattet. Es gibt eine schöne, große Terrasse. Alles wirkt sehr einladend, gepflegt, chic - und ist leider noch geschlossen. Aber wenn - nicht falls - wir wiederkommen, werden wir sicher dort einkehren.

Vulcano die Zweite

Die Therme auf Vulcano sind derzeit geschlossen. Nicht coronabedingt, sondern weil man sich nicht einigen kann, wer das Bad weiter betreiben darf. Eine Alternative sind die heißen Quellen im Meer in der der Bucht von Porto di Levante.

Einen Programmpunkt haben wir noch auf unserer Agenda: Wir wollen in den vulkanischen Thermen von Vulcano ein Schlammbad nehmen. Soll ja gesund sein und außerdem sind wir einfach neugierig, wie es sich wohl anfühlt, so ein vulkanisches Fangobad.

Also steuern wir am nächsten Tag erneut Vulcano an. Diesmal liegen wir allerdings auf der anderen Seite - in Porto di Levante -, denn in der Bucht von Porto di Ponente findet das Italien Open Water Race statt. Vor Porto di Levante gibt es ein Bojenfeld. Für 40 Euro liegt man hier gut geschützt und bekommt freundliche Hilfe beim Festmachen. Kanal für die Bojen ist VHF 13. Der Marinero hat leider eine schlechte Nachricht für uns: Die Therme sind geschlossen. Wir bekommen lange Gesichter. Etwa wegen Corona? Nein. Es wurde Ausbauten vorgenommen, die illegal gewesen seien und nun wird darum gestritten, ob und wer das Bad weiterbetreiben kann und darf. Ah, bella Italia!

Schauen wir halt anderen beim Baden zu. Besser: Beim Schwimmen. Im offenen Meer. Teilweise über mehrere Kilometer. Es muss schon eine bedeutendere Veranstaltung sein, denn die Costa Guardia sperrt die Bucht ab und sorgt dafür, dass kein Schiff in der Bucht vor Anker geht.
Über den schmalen Streifen gehen wir zu Fuß über den heißen schwarzen Vulkansand rüber zum Strand von Porto di Ponente, schauen uns die Schwimmwettkämpfe und die Siegerehrung an. Wir verstehen zwar kaum ein Wort, aber die gute Laune ist multilingual ansteckend. Es herrscht buntes Treiben, Ausgelassenheit, Heiterkeit. Es ist deutlich zu spüren, wir froh alle sind, dass das Event, auf das die Athleten lange hintrainieren, stattfinden kann.

 

Die Italien Open Water Tour findet an verschiedenen Spots Italiens statt. Dieses Jahr auch für zwei Tage vor Vulcano.

Das Vulkanschlammbad ist zwar nicht zugängig, aber die die heißen Quellen in der Bucht vor den Thermen sind frei. Auf dem Rückweg vom Schwimmevent gehen wir vom Strand direkt ins Wasser und waten vorsichtig über glitschige Steine in die stinkende, blubbernde, warme Brühe. Wir sind bei weitem nicht die einzigen. Etliche Badegäste sammeln sich in Grüppchen vorwiegend an den Stellen, an denen die heißen Gase blubbernd an die Oberfläche steigen.
Es gleicht einem großen, nie endenden Jacuzzi - allerdings mit Gestank und schwefelgelber Einfärbung der Badekleidung. Es ist trotzdem herrlich. Solange man nicht auf dem Boden auf die Quelle tritt, denn die ist so extrem heiß, dass man sich unter Wasser die Füße verbrennt.

Trotz der zwei Tage Verlängerung, die unser Urlaub bereits hatte, geht er nun zu Ende. Am Sonntag Abend müssen wir nach Capo d´Orlando zurückkehren. Als ob der Gott des Windes unseren Wehmut spürte, kommt er kurzentschlossen zurück und beschert uns noch einmal einige Stunden mit bestem Wind, bei dem wir fröhlich vor der Küste hin- und herkreuzen. Einfach so, weil es gerade halt ging. Ein wundervolles Abschiedsgeschenk. Wir hoffen, er weht wieder so schön, wenn wir zurückkehren.

Rückreise nach Deutschland

Ein Segelurlaub ist eine der besten Alternativen, um Alltag und Corona auszublenden. Mollo tutto vivo en barca.

Rückflug ist Montag Mittag. Da der Checkout noch am Sonntagabend rasch und unkompliziert vorgenommen wurde, haben wir am Montag Morgen alle Zeit der Welt, in Ruhe fertig zu packen, das Schiff aufzuklaren und schweren Herzens Capo d´Orlando den Rücken zu kehren.

Am Sonntag wurde Italien von der Liste der Risikogebiete gestrichen, Testpflicht für Flugreisende besteht aber dennoch. Zumindest für diejenigen, die nicht geimpft sind.

Am Flughafen Palermo gibt es ein Schnelltestzentrum für Reiserückkehrer. Man sollte unbedingt genügend Zeit einplanen. Ein Teil unserer Crew lässt vor Abflug noch den Test durchführen. Mit allen Laufwegen, Anstehen und der Warterei nimmt es über 1h Zeit in Anspruch.

Wenn mehr los ist, dauert es sicher noch länger. Da wäre es ratsamer, den Test bereits vorab zu machen. In Italien werden Antigen-Schnelltests auch in Apotheken durchgeführt. Im Gegensatz zum Hinflug interessiert man sich auf dem Rückflug sehr für korrekte Papiere. Die Tests und die Impfbücher werden beim Check-in kontrolliert, erst anschließend dürfen wir das Gepäck aufgeben und erhalten die Bordkarten.

Bei Ankunft in Deutschland wird gar nichts kontrolliert, denn seit 06.06. ist Italien kein Risikogebiet mehr. Und so ist auch die letzte Barriere für Urlaube in Italien abgebaut worden.

Nahezu magisch, wie sich alles entwickelt hat: Binnen gut zwei Wochen wandelte sich unsere Destination von einem Revier mit Beschränkungen hinzu einem wundervollen Urlaubsort voller Leben, Freiheit und Überraschungen. Die Erholung wirkt bis heute nach und wir können einen Yachturlaub nur empfehlen. Sei es in Sizilien oder einem der vielen, vielen wunderschönen Segelreviere im Mittelmeer.

Kaum an Bord, stellt es sich ein. Dieses Gefühl, dass alles von einem abfällt: Mollo tutto...

Sizilianische Kultur: Testa di Moro

Die Legende des Testa di Moro beschreibt die leidenschaftliche, aber tragisch endende Liebesgeschichte zwischen einem maurischen Besatzer und einer schönen, jungen Sizilianerin. Die Geschichte der Testa di Moro beginnt in der "Kalsa", um das Jahr 1100 herum, kurz nach dem Ende der arabischen Besatzung Siziliens. Der Name “Kalsa” rührt aus der arabischen Zeit von Palermo. Damals hieß das Altstadt-Viertel “Al Khalisa”, was so viel bedeutete wie “Die Reine”. Die "Kalsa" stand in Kontrast zu den anderen, unruhigen Vierteln und entwickelte sich zu einem Nobelviertel des sizilianischen Adels.

Wie es sich für den Stadtteil der “Reichen und Schönen” ziemte, hatten die Häuser große Balkone, die mit gärtnerischer Leidenschaft gepflegt wurden. So verbrachte auch ein wunderschönes sizilianisches Mädchen seine Tage damit, sich um die Pflanzen auf ihrem Balkon zu kümmern. Eines Tages ging ein junger schwarzhäutiger Mann unter ihrem Balkon vorbei. Als er sie sah, verliebte er sich sofort in sie und beschloss, sie um jeden Preis zu bekommen. So betrat er ohne zu zögern ihr Haus und erklärte ihr seine Liebe. Das Mädchen, von seiner Hingabe verzückt, erwiderte spontan diese Liebe.

Nach Tagen der Leidenschaft entdeckte die junge Frau, dass in der Heimat ihres Liebhabers Frau und Kinder auf ihn warteten und er bald zu ihnen zurückkehren sollte. Als sie begriff, dass er sie für immer verlassen würde und sann sie blutige Rache. Sie wartete, bis ihr Liebhaber eingeschlafen war, holte ein Schwert und köpfte ihn kurzerhand. Der Testa di Moro sollte ihr als ewige Erinnerung bleiben. Kurzerhand machte sie - ihrer gärtnerischen Leidenschaft folgend - daraus eine Vase und pflanzte Basilikum darin an. Dieser wuchs so prächtig, dass die Nachbarn neidisch wurden. Sie glaubten, dass das an der Form des Blumentopfs lag und ließen sich ihrerseits Töpfe aus Terrakotta in Form eines dunkelbraunen Kopfs machen. Noch heute kann man auf den sizilianischen Balkonen die Köpfe der Liebenden als schmuckvolle Blumenvasen bewundern.

Sie haben Fragen zu den Chartersitationen in Italien oder anderen Mittelmeeregionen?

Segelurlaub ist in der beliebten Mittelmeerdestination möglich. Wir beantworten Ihre Fragen zu Ihrem geplanten oder noch zu buchenden Törn. Auch kurzfristig sind aktuell sehr schönen Yachten zu chartern. Die Buchungskonditionen sind meistens sehr flexibel gestaltet.
Sie erreichen uns telefonisch im Büro München unter +49 89 829988-0 und im Büro Stuttgart unter +49 711 638282. Ihre Mail erreicht uns unter info@charterwelt.de Gerne können Sie uns zur Vorbereitung auch Ihr Anliegen über unser Kontaktformular schildern und einen Rückrufwunsch einstellen.

Herzlichen Dank!

Gut zu wissen: Reisebestimmungen Italien

Momentan gilt für Italien keine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes. Wir empfehlen, sich grundsätzlich vor Abreise beim Auswärtige Amt unter diplo.de/sicherreisen zu informieren, welche Regeln in Ihrem Urlaubsland gelten.

Einreise

Einreisende aus Deutschland, die auf dem Luft- oder Seeweg nach Spanien kommen, müssen zwingend einen negativen Corona-Test vorweisen. Anerkannt werden PCR- sowie Antigen-Schnelltests, der zum Zeitpunkt der Einreise höchstens 48 Stunden alt sein darf. Von der Testpflicht ausgenommen sind lediglich Kinder unter zwei Jahren. Für vollständig Geimpfte und Genesene gibt es nach derzeitigen Informationen keine Erleichterungen bei der Einreise nach Italien. Darüber hinaus wird ein Einreiseformular benötigt.

Rückreise

Eine Meldepflicht gilt nicht mehr, da Italien aktuell kein Risikogebiet ist. ABER: Ohne negatives Testergebnis ist der Rückflug nicht möglich. Wer mit dem Flugzeug nach Deutschland zurück kehrt, muss bereits beim Check-in einen negativen Corona-Test vorlegen: Ein PCR-Test darf höchstens 72 Stunden alt sein, ein Antigen-Schnelltest höchstens 48 Stunden. Genesene und vollständig Geimpfte sind von dieser Flugzeug-Testpflicht ausgenommen. Eine Testpflicht bei Rückkehr - beispielsweise mit dem Auto - besteht nicht. Corona-Schnelltests können in Italien ebenfalls in Apotheken durchgeführt werden.