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Segeln auf der Kairos von Sailing Classics

  geschrieben von Kerstin Neubauer

Segeltörn Kapverden: Irgendwo neben Afrika

12h Stunden am Stück Segeln. Kein Land in Sicht, nur rauer blau-schwarzer Atlantik und ein stetiger Nord-Ost-Passat mit 5 bis 6 Beaufort. Muss man mögen, und muss man vertragen, um im Revier zwischen den Kapverdischen Inseln auf einem Segelschiff unterwegs zu sein.

Das Revier ist anstrengend und herausfordernd. Die leeseitig vegetationslosen Inseln wirken vom Wasser aus fast abweisend. Mit Mittelmeertörns, bei den der nächste Badestopp in der Regel wenige Seemeilen entfernt ist, nicht zu vergleichen. Wer mit der Erwartung eines mediterranen Buchtenbummel-Törns auf diesem Atlantiktörn einschifft, der wird herbe enttäuscht sein.

Wer jedoch die Langstrecke, den Starkwind und die Welle liebt, der ist hier genau richtig. Wer Unbekanntes entdecken, über Schönheit auf den zweiten Blick staunen und zugleich ein abenteuerliches Revier besegeln möchte, der kommt hier voll auf seine Kosten.

Großsegler mit gesetzten Segeln im Gegenlicht
In Revieren, die außerhalb des klassischen Charter-Angebot liegen, sind die Segelreisen auf einer Großyacht von Sailing-Classics eine optimale Alternative. Und eine komfortable dazu.

Um es vorweg zu nehmen: Als Charterrevier sind die Kapverden eher ein sportliches Abenteuer. Weite Entfernungen, kaum Schutzmöglichkeiten, hoher Wellengang, strammer Wind, wenig Infrastruktur.

Auf einem hochleistungsfähigen Schiff mit kompetenter Crew, wie Sailing-Classics sie im Angebot hat, kann dieses Revier nicht nur gefahrlos, sondern sogar sehr entspannt besegelt werden. Wir waren eine Woche an Bord der KAIROS von Sailing-Classics unterwegs. Die Großyachten des Segelreiseveranstalters aus Stuttgart verweilen während der Überführungsfahrten in die Karibik (im Herbst) bzw. ins Mittelmeer (im Frühjahr) für einige Zeit auch in den Starkwindrevieren des Atlantik: Azoren, Kanarische Inseln und Kapverden.

Wir reisen in der ersten Märzwoche und haben uns für die Kapverden entschieden. Irgendwo neben Afrika – genauer auf Höhe des Senegal – westlich des afrikanischen Kontinents liegt der afrikanische Inselstaat, der bis zu seiner Unabhängigkeit im Jahr 1975 zu Portugal gehörte. Die 13 Inseln sind alle vollkommen unterschiedlich. Nicht nur was ihre Beschaffenheit, auch was ihre ökonomische Nutzung und touristische Auslastung angeht. Doch dazu später mehr.

Törnverlauf Kapverden

Cesária Évora war Seele, Herz und Gesicht der Kapverden. In diese Häuserwand ist ihr Konterfei hineingemeißelt.

LANDESKUNDE

Talblick auf San Nicolao
Natur so weit das Auge reicht erwartet Besucher beim Landgang. Die unterschiedliche touristische Auslastung schlägt sich 1:1 wirtschaftlich auf jeder Insel nieder.

Cabo Verde, das Grüne Kap, der Name stammt von den portugiesischen Seefahrern, die nach der langen Reise entlang der Küste Afrikas wieder auf Vegetation stießen. In der Tat aber sind diese Inseln auf der Leeseite meist komplett kahl. Die tropische Vegetation beginnt erst oben an den Berghängen. Hier stauen sich die Passatwolken und regnen sich ab. Der Regen und das Tauwasser ziehen durch steile Täler an der Luvseite hinunter bis zur Küste. In diesen üppig grünen Tälern wachsen Bananen, Zuckerrohr, Maniok, Brotfruchtbäume, u.v.m.

Der Inselstaat teilt sich auf in 8 Inseln der Nordgruppe (Ilhas de Barlavento) sowie 5 Inseln der Südgruppe (Ilhas de Sotavento). Die Hauptstadt Praia befindet sich auf Santiago, die zur Südgruppe gehört. Mindélo auf Sao Vicente gilt als das kulturelle Zentrum der Kapverden. Bei Touristen beliebt ist Boavista, wo sich ein wesentlicher Teil des Nachtlebens abspielt.

Die Kapverdischen Inseln sind bisher noch kein Ziel für den Massentourismus geworden. Beliebt sind die Kapverdischen Inseln vor allem bei Tauchern, die den Archipel wegen der artenreichen Unterwasserlandschaft besuchen. Wanderer lieben die Berge Santo Antaos, Sao Vincentes und San Nicolaos, wo man das Gefühl bekommt, auf einem anderen Planeten unterwegs zu sein. Für den Massentourismus mangelt es vor allem an einer zuverlässigen Infrastruktur und zuverlässigen Flug- und Fährverbindungen zwischen den neun bewohnten Inseln. Hier auf eigene Faust zu segeln erfordert eine Menge Erfahrung und eine außergewöhnlich gute Planung.

ANKUNFT in MINDÉLO auf SAO VICENTE - TAG 1

Ausgangspunkt ist der Hafen von Mindélo auf Sao Vicente. Diese Insel wird von Deutschland über Lissabon angeflogen. Von je her ist Mindélo Treffpunkt der Weltumsegler und Atlantiküberquerer. Manche stranden hier für immer, wie die Geisterschiffe und Wracks auf der Reede bezeugen.

Vor Mindélo liegt die KAIROS vor Anker und wartet auf die Chartergäste. Elf werden es mit uns für diese Woche sein, die von zehn Crew-Mitgliedern umsorgt werden. Normalerweise sind es crewseitig acht, allerdings werden in dieser Woche neue Mitglieder an Bord eingeführt, die von den „alten Hasen“ etwas lernen wollen und werden.

Der Empfang an Bord ist herzlich und professionell. Die Gäste fühlen sich sofort wohl.

Ob der technischen Daten der KAIROS (36 Meter Länge, 556 qm Segelflöche) und den schönen Bildern im Internet besteht durchaus eine gewisse Erwartungshaltung an die Großyacht.

Gleich beim Betreten wird diese unmittelbar übertroffen und es macht sich schiere Begeisterung breit. Herrliches Teakdeck, ein beeindruckendes Rigg, ein imposanter Steuerstand. Unter Deck ist alles mit Holz verkleidet. Wir haben eine geräumige A-Kabine mit eigenem Bad inklusive separater Dusche. Wer wie wir liebt, auf klassischen Charteryachten von 41 bis 52ft zu segeln, dem fallen die Augen aus dem Kopf, ob des Raumangebots.

Nicht nur allein die Geräumigkeit und Ausstattung lassen Herzen höher schlagen. Es ist die Liebe zum Detail, die sogleich ins Auge springt und dafür sorgt, dass man sich sofort wohl fühlt. Shampoo, Seife, Trinkflasche, Handtücher - alles ist liebevoll bereit gelegt. Es gibt sogar separate Dusch- und Badehandtücher. Letztere mit Namen der Kabine versehen, damit es nach dem Bad im Meer keine Verwechslung an Deck gibt.
Gepaart mit den fein ausgefeilten Abläufen, die sich bereits beim Onboarding zeigen, wird das Reisen an Bord der KAIROS zu einem extrem angenehmen Vergnügen. Der Komfort an Bord steht bei einem Atlantiktörn in einem krassen Kontrast zu dem rauen Revier, was den beiderseitigen Reiz noch erhöht.

Die Begrüßung durch die Crew ist zuvorkommend und warmherzig. Beim ersten gemeinsamen Dinner gehen die Gäste auf Tuchfühlung: passionierte Segler, Bootsbesitzer, Menschen ohne jegliche Segelerfahrung sowie Sailing-Classics-Wiederholer treffen aufeinander. Man ist sich sympathisch und alle sind gespannt auf die Woche.
Erst recht nachdem die fröhliche und sympathische M.J., die Chef-Stewardess, die fünf (!) Tagesetappen der Versorgung und Verpflegung erläutert hat: Frühstück, Mittagessen, Kaffee und Kuchen, Sundowner, Abendessen.

MINDÈLO - SAO NICOLAO - TAG 2

Täglich wird die Tagesetappe festgelegt und erläutert. Die Gäste dürfen an Bord mit anfassen, müssen aber nicht. Dass auf Sailing Classics Reisen immer gesegelt wird, begeistert Neulinge wie passionierte Segler gleichermaßen.

Nach einer ruhigen Nacht vor Anker wartet die Crew mit einem Frühstück auf, das jedes Hotelbuffet in den Schatten stellt. Neben den klassischen Getränken gibt es auch Ingwerwasser (das soll den Magen beruhigen - oha), warme Pancakes, frisches Obst – alles liebevoll angerichtet. Anschließend gibt es die obligatorische Einweisung von Kapitän Sven und dann geht’s auch schon los. Bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen 25 Grad laufen wir am 28. Februar aus. Ziel: Sao Nicolao. Entfernung: gut 40 Seemeilen. Eine Etappe, die per Charteryacht durchaus machbar, bei dem Seegang aber nicht angenehm ist. Auf der KAIROS lässt sie sich für alle, die nicht am ersten Tag ob der kabbeligen Kreuzsee grün melden müssen, geschmeidig bewältigen.

Gesegelt wird bei Sailing-Classics immer. Während es bei anderen Anbietern durchaus Usus ist, mit imposanten Schiffen die Gäste anzulocken, um dann unter Motor von A nach B zu schippern, sind die Crewmitglieder alles waschechte Segler und die Segel werden konsequent gesetzt. Der Name ist definitiv Programm.
Ein Grund übrigens, warum insgesamt die Sailing-Classics-Reisen gerade bei Seglern so beliebt sind: Hier kann man segeln, wenn man gerade selbst kein Schiff chartern möchte, und kann Reviere zu erkunden, in die man allein eher nict fahren würde.

Die Crew besteht aus enthusiastischen, erfahrenen Seeleuten. Die Kompaktheit der KAIROS sorgt dafür, dass die Gäste unmittelbar Tel der Manöver und des Bordgeschehens sind. Bei einem Decksrundgang wird Interessierten alles erläutert.

Die Crew besteht aus enthusiastischen, erfahrenen Seeleuten. Die meisten sind bei Sailing-Classics angestellt und 8 Monate im Jahr auf einer der drei Großyachten unterwegs.
„Das ist gut für die Schiffe“, sagt Kajsa, Deckhand-Frau aus Leidenschaft und seit 5 Jahren bei Sailing-Classics dabei. „Wir kennen die Schiffe in- und auswendig und kümmern uns darum, dass alles gut in Schuss bleibt.“ Das sieht man. Nicht nur an dem offenkundig erstklassigen Zustand, sondern die fleißige Crew hat wirklich ständig was zu tun. Wenn nicht gerade Segel zu setzen oder zu bergen sind (dabei dürfen die Gäste sehr gerne mit anfassen), wird geputzt, repariert, Instandgesetzt, vorbereitet, dokumentiert.
„Die Tage, die wir vor Anker liegen, weil die Gäste auf Landausflug sind, nutze ich für die Officearbeit. Es gibt immer viel zu organisieren mit dem Büro. Aktuelle Gästelisten, Inventarlisten, was wir für Material benötigen und wo wir es erhalten können.“ Ja, damit es für die Gäste maximal geschmeidig läuft, werden im Hintergrund viele, viele Rädchen gedreht, die sauber ineinander greifen müssen. Hier sind Erfahrung und Fleiß gefragt und eine Liebe zu den Schiffen, die der gesamten Crew anzumerken ist.

Zum Sundowner vor Anker in der weitläufigen, ruhigen Bucht vor San Nicolau sind alle wieder fit und munter und das Abendessen des ukrainischen Kochs schmeckt sensationell.

LANDAUSFLUG SAO NICOLAO - TAG 3

Zum Landausflug melden sich fast alle Gäste an. Lediglich Manni möchte unbedingt an Bord bleiben. Der fröhliche Senior ist so gern auf dem Schiff, dass er es überhaupt nicht verlassen möchte.

Per Dinghy geht’s an Land, wo die bunte Reisegruppe auf zwei Vans verteilt ihre Rundreise um und über die Insel antritt. Zunächst geht es hinauf auf den 1312 Meter hohen Monte Gordo im fruchtbarsten Teil der Insel, dem Nordwesten, von wo aus man einen fantastischen Blick ins Tal hat. Das Landesinnere ist hier erstaunlich grün. Das liegt daran, dass von Monte Gordo aus das Wasser ins Tal fließt. Zum einen gibt es Wasser innerhalb des Berges, zum anderen bildet sich aufgrund der Höhe hier Tauwasser.
Im wesentlich trockeneren und sehr dünn besiedelten Osten von São Nicolao erstreckt sich eine bis zu 700 Meter hohe Gebirgskette, die in eine Hochebene ausläuft. Die Gebirge dieser Insel sind nicht ganz so hoch sind wie die auf Santo Antão, aber dennoch sehr beliebt bei Wanderen und Mountainbikern. Der Tourismus besteht weitestgehend aus Wanderern, die sie vielseitigen, abwechslungsreichen Touren durch die Natur und die Dörfer in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden schätzen.

San Nicolao ist wichtiger Lieferant für Obst und Gemüse für die gesamten Kapverden. Das fruchtbare Tal ist tropisch. Ein krasser Kontrast zu der Wüste, die weitestgehend das Landschaftsbild bestimmt.

Dank des Wassers vom Monte Gordo ist San Nicolao im Herzen grün. Pflanzen wachsen so üppig, so dass hier der Obst- und Gemüseanbau für einige andere Kapverdischen Inseln betrieben wird. Die Agrarwirtschaft versorgt zum Beispiel die Sandinseln Boa Vista und Sal mit Obst und Gemüse.

Was unser Guide erklärt, unterstreicht die Gegensätzlichkeit der Inseln: San Nicolao besuchen nur wenige Touristen (ca. 2000 im Jahr). Im Gegensatz zu Sao Vicente, die sich über das Fünffache erfreuen kann. Auch auf San Nicolao besteht das Problem, dass die jungen Leute mangels Perspektiven abwandern.

Die Entwicklung schreitet auf den verschiedenen Kapverdischen Inseln ungleich voran. Förderung, Auf- und Ausbau werden regierungsseitig eher auf Sao Vicente und in der Hauptstadt Praia auf Santiago vorangetrieben. Die anderen Inseln kämpfen mit schlechter Anbindung und schleppendem Ausbau der Infrastruktur.

Der Ausflug bietet einen vollkommen Rundumblick: Nach dem atemberaubenden Aussichtspunkt, stehen ein Besuch des Städtchens Rebeira Brava sowie einer herrliche Aussichtsplattform auf der Agenda. Der Bummel durch die Stadt gibt einen authentischen Einblick in das beschauliche Leben auf den Inseln. Unser Guide erzählt einiges zur Kultur. U.a. das zum Karneval die Stadt in zwei Lager teilt, die ständig versuchen, sich mit Kostümierungen und Veranstaltungen gegenseitig zu übertrumpfen. Auf der Aussichtsplattform stehen noch die echten, altertümlichen Kanonen, mit denen sich die Bewohner Sao Nicolaos einst gegen Feinde zu verteidigen versuchten. Ein perfektes Motiv für ein paar schöne Erinnerungsfotos.

Im Fischerdorf Tarrafal nehmen wir an einer großen Tafel ein üppiges, köstliches Mittagessen ein. Dann geht die Tour weiter in Richtung Faja de Cima. Ein Bergdorf, dessen bunte Häuser am Hang klebend gegen die Kargheit der Landschaft anleuchten.

Die Musik ist fester Bestandteil der Kapverdischen Inseln und den Menschen in Fleisch und Blut übergegangen. Die Wandmalereien sind Ausdruck der Hingabe und Leidenschaft an die Musik.

Die Straße, die bergan zum Dorf führt, ist mit bunten Wandmalereien geschmückt, die die Geschichte des Morna erzählen. Die Musik ist fester Bestandteil der Kapverdischen Inseln und den Menschen in Fleisch und Blut übergegangen. Die Bewohner sind extrem stolz auf Sängerin Cesária Évora. Cesária Évora war Seele, Herz und Gesicht der Kapverden. Der vergessene Archipel vor Afrikas Westküste trat durch ihre Lieder nicht nur aufs Parkett der Weltmusik, sondern auf die Landkarte der Welt überhaupt. Sie wurde zur Königin der Morna, der süß-melancholischen, bluesartigen Sehnsuchts-Musik ihrer Heimat. Die Kapverden sind eine ehemaligen Kolonie Portugals und die Musik ist auch dort fester Bestandteil des Nationalkults.
Die Bilder entlang der Straße sind eine Hommage an die Diva und ihre Musik. Sogar Text und Noten von "Sodade", dem bekanntesten Lied, sind hier abgebildet.

Am Cabo Ribiera lässt sich die Naturgewalt des Atlantik bestaunen. Wind und Wellen umtosen das Kap. Die Aussicht zum Sonnenuntergang ist magisch.

Das eigentliche Highlight kommt zum Schluss: Das Cabo Ribiera. Windumtost, mit gewaltiger Brandung und meterhohen Wellen, die spektakulär auf die von Wind und Wasser glatt geschliffenen Steine prallen. Ein absolut beeindruckendes und bleibendes Erlebnis von Naturgewalt, das den Besuchenden veranschaulicht, welch geringe Rolle der Mensch hier draußen spielt.

In der sich neigenden Sonne sehen wir von Land aus ein Rudel Delphine vorbeischwimmen. Die Tiere sind so riesig, dass wir sie sogar auf die Entfernung bestens erkennen. Beseelt und glücklich kehren alle an Bord zurück. Nach einem erfrischenden Bad im Meer wartet die Service-Crew mit einem leckeren Sundowner auf.

SAN NICOLAO - BOA VISTA - TAG 4

Die Entfernungen sind groß zwischen den einzelnen Inseln. Man segelt in den Tag hinein oder aus dem Tag heraus. Dabei lassen sich spektakuläre Sonnenauf- und -untergänge bestaunen. Sogar die erfahrene Crew ist jedes Mal begeistert.

Für den nächsten Tag ist eine Hardcore-Strecke angesagt, die mit einer Standard-Charteryacht in einem Tag wohl kaum zu bewältigen ist: 92 Seemeilen nach Boa Vista. Kapitän Sven kündigt an, dass wir spätestens um 6h los machen, denn er rechnet mit gut 12h Segelzeit. Klingt anstrengend, aber als Chartergast kann man sich ob dieser Ansage dennoch ganz entspannt zurücklehnen. Unser Manni freut sich auf einen extra-langen Segeltag.

Noch im Dunkeln geht es um 5.30h los und es ergibt sich einer der magischen Momente, die nur an Bord eines Schiffes möglich sind: Den Sonnenaufgang auf dem offenen Meer zu bewundern.

Der Tag entwickelt sich dann noch besser: Nach dem Frühstück versammelt sich ein großes Rudel Delphine um unser Schiff, die natürlich alle in helle Aufregung versetzen. Die Tiere sind bestens aufgelegt. Sie wollen spielen, schwimmen in einer unglaublichen Geschwindigkeit mit uns mit und springen vor unserem Bug umher. Über 20 Minuten dauert das unvergessliche Schauspiel.

Mittlerweile sind alle eingeschaukelt und ohne Beschwerden genießen wir die Überfahrt im strahlenden Sonnenschein. Der Service versorgt uns rührend mit Speisen und Getränken, es kann kaum schöner sein.

Nach gut 12h laufen wir die riesige Bucht von Boa Vista an. Hier bläst es immer noch kräftig und es hat sich eine ordentliche Welle aufgebaut. Im Gegensatz zu einer kleinen Yacht, kann ein Großsegler wie die KAIROS dennoch vor Anker gehen. Wenngleich auch sie dem Schwell ausgesetzt ist und die Gäste in der Nacht in ihren Kojen hin und her geworfen werden.

BOA VISTA - SAO NICOLAO - TAG 5

Nach einer unruhigen Nacht fahren wir am Morgen sehr früh los. Die Crew versucht, in der kilometerweiten Bucht eine passende Stelle zu finden, an der wir mit dem Tenderboot gefahrlos anlanden können, um den geplanten Landausflug zu machen. Die sich zum Leidwesen aller jedoch nicht findet. Die Wellen sind zu hoch, es ist einfach zu gefährlich und eine andere Bucht, von der aus man an Land gehen könnte, gibt es nicht.

Magischer Moment, wenn die Sonne am Horizont ins Meer eintaucht. Hier in Äquatornähe sind Dauer von Tag und Nacht nahezu gleich.

Somit heißt es: Landausflug fällt aus und wir kehren bereits heute statt morgen zurück nach San Nicolau. Lange Gesichter, aber es ist jedem verständlich.

Die Rückfahrt verläuft ruhiger als die Hinfahrt am Vortag. Der Wind hat etwas nachgelassen, die Welle ist angenehm gleichmäßig und die Sonne wärmt Herzen und Gemüter.

Nach kurzer Zeit genießen alle wieder das herrliche Segeln. Da wir an diesem Tag wesentlich später aufgebrochen sind, segeln wir in die Nacht hinein und kommen abermals in das faszinierende Vergnügen, das nur ein Törn bereithält: Sonnenuntergang auf dem offenen Meer. Wie untertags auch lässt sich der Service nicht vom Segeln unterbrechen und das Abendessen wird pünktlich unter der Fahrt serviert.

Nach der unruhigen Vor-Nacht und der langen Überfahrt fallen alle in die Koje, kaum dass das Schiff ohne Schwell vor Anker liegt.

SAO NICOLAO - SANTA LUZIA - TAG 6

Was tun sprach Zeus? Der ausgefallene Landgang auf Boa Vista schafft nun zeitlich Platz für eine Alternative. Die Kapverden sind aber nicht Kroatien. Will heißen: Bade- und Ankerbuchten sind hier rar gesät und nicht gleich um die Ecke. Dennoch ergibt sich eine Option: Wir segeln nach Santa Luzia. Die Insel liegt auf gut zweidrittel der Wegstrecke von Sao Nicolao nach Sao Vicente. Sie ist unbewohnt und Naturschutzgebiet, jedoch ist ankern erlaubt.

Nach einem entspannten Morgen brechen wir am Vormittag auf. Bei der Ankunft ist es in einsamen Bucht sehr windig, was durch die Fallböen zeitweise noch verstärkt wird. Jedoch schaukelt es nicht und es herrscht eine angenehme friedliche Stimmung.

Der Himmel schenkt uns zum Sonnenuntergang ein spektakuläres Farbenspiel aus sämtlichen Rot-, Orange-, Violett- und Blautönen. Absolut unvergesslich!

Das spektakuläre Farbschauspiel vor Santa Luzia bleibt für alle ein unvergesslicher Anblick.

Wir nehmen zur Abwechslung (und um dem Wind zu entkommen) das Dinner unten im Salon ein. Es hat etwas Herrschaftliches, auf den ledergepolsterten Bänken zu sitzen und im holzgetäfelten Salon zu speisen. Manni unterhält uns mit Schwänken aus seinem bewegten Leben, die Stimmung ist ausgesprochen gut.

SANTA LUZIA - MINDÉLO - TAG 7

Santa Luzia ist Naturschutzgebiet, ankern ist jedoch erlaubt. Auf der vorgelagerten Felsinseln hat sich ein Steinadler zum brüten niedergelassen.

Am nächsten Morgen steht nach dem Frühstück eine „Dinghyrundfahrt“ auf dem Programm. In kleinen Gruppen können sich Willige vom Kapitän durch die Bucht auf eine Sightseeing-Tour durch die Bucht mitnehmen lassen. Auf dem kleinen vorgelagerten Felsen wohnt eine Seeadler-Familie. In dieser Einsamkeit kann sich die bedrohte Art in Ruhe fortpflanzen. Die Wellen, die zum Strand rollen, sind bestens zum Surfen geeignet. Allerdings sind sehen sie nur aus der Ferne verlockend aus. Geriete man hinein, wäre es ganz schnell gefährlich.
Auf der Insel wohnt niemand. Darum wundern wir uns sehr, als wir plötzlich einen Spaziergänger am Strand entdecken. Wo er herkommt und wo er überhaupt hin will, werden wir nie erfahren.

Es ist eine ganz besondere Stimmung. Die Insel ist riesig, karg, einsam und doch magisch. Türkis schimmerndes Wasser, angenehmes Rauschen der Wellen, die Sonne wärmt. Es ist eine unglaublich friedliche Atmosphäre, die sich auf alle Besucher überträgt. Alles erscheint auf einmal leicht, die kleinen und großen Sorgen dieser Welt finden gerade gefühlt in einem anderen Universum statt.

Das Wetter ist sommerlich warm und das Meer glitzert so einladend blau, dass wir unbedingt noch ins Wasser springen müssen. Ein Bad im Atlantik vor der unbewohnten Insel irgendwo wo Afrika ist belebend und besonders. Definitiv besonderer als jede Mittelmeerbucht und damit eine bleibende Erinnerung.

Der ukrainische Koch genießt nur selten Ausblick und Frischluft an Deck. Unermüdlich ist er in der Kombüse zugange und zaubert die köstlichsten Dinge hervor.

Wir müssen dennoch irgendwann weiter und so heißt es „Anker auf“. Die Segel werden gesetzt, mit Kurs auf Mindélo. Das Wetter wird zunehmend wärmer, so dass die Gäste kurzärmelig in der Sonne liegen und ordentlich Licht tanken. An das trübe Frühjahreswetter, was daheim wartet, mag niemand denken.

Die Stimmung bleibt heiter und entspannt, als wir wieder auf der Reede in Mindélo ankommen. Alle sind gelöst und beseelt von den Eindrücken der Reise. Und doch kommt es jedem so vor, als seien wir doch erst gestern an Bord gekommen.

Doch für Wehmut ist kein Platz. Erstmal gibt es einen phantastischen Sundowner, der die allgemeine Stimmung aufhellt. Außerdem steht noch das Captain´s Dinner auf dem Programm. Vorher dürfen alle, die möchten, mit Bordingenieur Piotrek den Maschinenraum der KAIRÓS besichtigen. Über die 90 Grad steile Stiege geht es gut drei Meter in die Tiefe. Und in die Enge. Hier ist die gesamte Technik verstaut: Motor, Pump-Systeme für Diesel und Wasser, Boiler, elektrische Leitungen, Generatoren. Dazu jede Menge Leitungen, Rohre, Anzeigen, Schalter, Hebel, Ventile. Eine Welt für sich. Der Respekt vor der Technik steigt deutlich, wenn man sieht, was alles dahinter steckt und wie viele sensible Stellen es gibt. Es herrschen ca. 40 Grad Raumtemperatur und darum endet der Ausflug in den Bauch der KAIRÓS nach gut 15min.

Am letzten Abend ist Captains Dinner. Ausgelassene Stimmung paart sich mit Wehmut. Innerhalb einer Woche ist aus Gästen und Crew eine Gemeinschaft geworden.

Wir ziehen uns um und machen uns fein fürs Dinner. Sogar die Tische werden besonders hübsch und liebevoll dekoriert. Erstaunlich, wieviel Equipment an Bord vorgehalten wird, an wie viele Details gedacht wird. Da es immer noch recht windig ist, werden die gläsernen Kerzenhalter mit Dekosteinen beschwert, damit sie nicht umkippen. Wo sie das ganze Equipment wohl verstauen? „Ihr glaubt nicht, was sich so alles in den Kabinen befindet!“, sagt M.J. lachend. „Wir müssen jeden Platz nutzen, auch die versteckten Staufächer.“

Die Crew hat sich ebenfalls ordentlich in Schale geschmissen und tritt vollständig an, um gemeinsam mit den Gästen auf das Ende eines glücklichen Törns anzustoßen. Das vier-Gänge-Menü ist an diesem Abend ganz besonders gelungen, die Stimmung ganz besonders herzlich, fast familiär. Reibungslos werden Speisen und Getränke auf die Tische verteilt. Die Crew kennt jeden Gast mittlerweile sehr gut. Wer vegetarisch isst, wer keine Schalentiere mag und wer welche Getränke bevorzugt.

Der Fotowettbewerb am Ende sorgt nochmal für allgemeine Erheiterung. Jeder darf vier Fotos der Reise einreichen. Und obwohl wir doch alle auf demselben Törn waren, hat jeder verschiedene Augenblicke aus unterschiedlichen Winkeln wahr- und aufgenommen. Den Sieges-Schampus trinken wir am Ende alle gemeinsam aus – wir können einfach keinen Gewinner ermitteln.

AUSSCHIFFEN - TAG 8

Der Abschied von Bord erfolgt auf Raten. Nach dem Frühstück heißt es zunächst „Kabine verlassen“. Ohne Gepäck, denn darum kümmert sich vollständig die Crew. In einer beachtlichen Stapelaktion schaffen sie es, das gesamte Gepäck von Bord ins Tenderboot zu packen und an Land zu fahren.

Reede von Mindélo auf Sao Vincente - türkises Wasser mit Schiffen
Der Club Nautic im Hafen von Mindélo ist Treff- und Umschlagpunkt. Urlauber, Atlantiküberquerer, Einheimische. Alle genießen die entspannte Atmosphäre und die Möglichkeit, sehnsuchtsvoll aufs Meer zu blicken.

Dann folgen in mehreren Fuhren die Gäste. Alle Crew-Mitglieder stehen Spalier und verabschieden uns mit freundlichen Worten, Schulterklopfen, Umarmungen. 8 Tage an Bord schweißen einfach zusammen, wie auf jedem anderen Segeltörn auch.

Ein letztes Treffen findet dann in der Bar in der Marina statt, wo alle zwangsläufig aus dem Dinghy steigen. In entspannter Runde genießen alle nochmals den Blick über die weite Reede von Mindélo. Alle sind ein wenig wehmütig, dass es schon vorbei ist. Ausnahmslos ist jeder vollauf zufrieden mit der Reise. Um sich den Abschied ein wenig leichter zu machen, hilft es, Pläne für den nächsten Segeltörn zu schmieden, was alle Reisenden auch tun. Schließlich ist großer Aufbruch. Die Gruppe zerstreut sich. Mit ganz unterschiedlichen Zielen geht es weiter: Nach Santo Antao, nach Sal, nach Deutschland.

FAZIT

Das Segeln auf einer Großyacht ist definitiv ein großartiges Erlebnis – sowohl für eingefleischte Segler, die sonst gern selber segeln (oder gesegelt sind), für Neugierige, für Neulinge. Jeder Mitreisende stellt sich vor Törnbeginn natürlich Fragen, wie es mit den anderen Gästen laufen wird: Ob man sich versteht, wie die Stimmung gut sein wird und ob man auch mal Zeit für sich hat. Bedenken solcher Art zerstreuen sich bereits nach den ersten Minuten. Alles kann – nichts muss, das ist die Devise für die Gäste. Das Schiff bietet Raum, Komfort und eine zuvorkommende Mannschaft. Etwas anderes außer sich rundum wohl zu fühlen ist kaum möglich. Der Veranstalter löst damit sein Versprechen ein, das sie für ihre Reisen ausgeben: Reisen mit Sailing-Classics ist Mehr als Segeln. Mehr Hintergründe über die Faszination des Segelns auf einer klassischen Großyacht erfahren Sie in unserem Insider-Interview: Das Geheimnis des Erfolges von Sailing-Classics.

Dass nicht nur wir, sondern die vielen, vielen Gäste, die auf den anderen Reise mitfahren, restlos begeistert sind, belegt das Gästebuch von Sailing-Classics. Schauen Sie mal rein: https://www.sailing-classics.com/aktuelles-informationen-angebote/gaestebuch/

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Die Reisen von Sailing-Classics verbinden das Beste aus Segelcharter und Kreuzfahrt – ein echtes Segelerlebnis auf schnellen, großzügigen Segelyachten, ohne den Zwang eines fix vorgeplanten Routings, mit viel Komfort & Service. Segeln und entspannen Sie wie auf Ihrer privaten Superyacht auf Zeit!
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